Die Morgenandacht Teilen
Standdatum: 23. Oktober 2024.
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- Verfügbar bis: 23. Oktober 2026 Informationen zur Verweildauer
Im Kindergottesdienst erzählt Pastorin Ulrike Bänsch eine Geschichte vom gerechten Teilen. Eine Geschichte mit einem überraschenden Ende, das fast zu schön für diese Welt ist.
"Sie werden sich bestimmt gegenseitig ihre Äpfel klauen", ruft Philipp laut in die Runde. Wir sind gerade in der Kinderkirche. Das Erntedankfest steht vor der Tür und ich erzähle eine Geschichte von zwei Brüdern. Die Brüder haben ihre Häuser nebeneinander. Sie ernten gemeinsam auf ihren Feldern und Obstplantagen, was sie zum Leben brauchen. Nach der Ernte teilen sie alles ganz gerecht durch zwei und bringen den Ertrag jeder in seine Scheune. Der eine Bruder hat eine Frau und Kinder. Der andere Bruder lebt allein.
In der Nacht liegen die Brüder beide wach. "Das ist ungerecht. Das ist wirklich ungerecht", murmelt der eine Bruder vor sich hin. Er steht auf, und während der Mond hell am Nachthimmel leuchtet, holt er einen Karren. Im Haus des zweiten Bruders ist ebenfalls Bewegung. Was wird gleich geschehen?
Das ist Philipps Einsatz: "Sie werden sich gegenseitig ihre Äpfel klauen." Könnte sein, aber in der Geschichte kommt es anders. Der Bruder ohne Familie, denkt bei sich: "Mein Bruder hat mehr Menschen zu versorgen als ich. Ich will ihm einen Teil meiner Ernte abgeben, aber er soll es nicht merken. Das würde er nie annehmen." Also bringe ich ihm heimlich nachts etwas rüber. So macht er sich mit einem großen Karren voll Erntegaben auf den Weg.
Der andere Bruder, der Familie hat, überlegt in der gleichen Nacht: "Mein Bruder lebt ganz allein. Er hat später niemanden, der ihn versorgen kann. Er braucht mehr Ertrag, um sich etwas zurückzulegen." So lädt auch er einen Teil seiner Ernte auf einen Wagen und macht sich auf den Weg zur Scheune seines Bruders. Auf der Hälfte des Weges treffen sich die beiden Brüder und schauen sich mit überraschten Augen an. Sie sind tief gerührt, wie gut es der jeweils andere mit ihnen meint und umarmen einander. "Oh das hätte ich nicht gedacht", sagt Philipp ehrlich. "Wäre doch toll, wenn alle Menschen so füreinander sorgen, wie die Brüder, dann würde es keinen Streit mehr geben", überlegt Lea.
Ja, denke ich. Das wäre toll. In der Geschichte klingt das so einfach und logisch. Trotzdem fällt es uns Menschen oft schwer fair und gerecht füreinander da zu sein, im Kleinen wie im Großen. In einem alten irischen Segenswort heißt es dazu weise: Möge deine Hand immer groß genug sein, um die Früchte des Feldes zu einem Freund zu tragen.