Die Morgenandacht "Mach‘ die Tür leise zu!"
Standdatum: 1. November 2024.
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- Verfügbar bis: 1. November 2026 Informationen zur Verweildauer
Große Dinge fangen auch im ganz Kleinen an. Pastor Frank Mühring erinnert an Franz von Sales und an den Frieden, der im eigenen Umfeld beginnt.
Ob beim Arzt oder am Bahnhof. Warten zu müssen ist nervig. Manchmal wird unsere Geduld auf eine harte Probe gestellt. Von Franz von Sales, einem katholischen Heiligen, wird erzählt, dass er einmal einen besonderen Gast erwartet. Franz aber hat gerade viel zu tun und lässt seinen Besuch im Vorzimmer ziemlich lange warten. Zu lange. Mit der Zeit wird der Besucher unruhig. Der Gast kann seine Ungeduld kaum noch zügeln: Wann endlich darf ich eintreten? Als Franz von Sales seinen Gast nach einer Weile endlich durch die Tür einlässt, ist dessen Geduldsfaden endgültig gerissen. Der Besucher stürmt ins Zimmer und wirft die Tür mit einem Knall zu. Viel stärker als nötig. Endlich kann der Besucher nun Franz von Sales seine Frage vortragen, die ihn schon so lange bewegt: "Was kann ich als kleiner Mensch für den Weltfrieden tun?" Franz mustert ihn eine Weile nachdenklich und antwortet dann mit einem Lächeln: "Vielleicht fängst Du mal damit an, die Tür leise zuzumachen!"
Ich mag diese Geschichte. Weil auch ich mich oft ungeduldig frage, was ich in der momentanen Lage für den Frieden kann. Wenn man ehrlich ist: Nicht viel. Auf der hohen politischen Ebene kann ich gar nichts tun. Gern würde ich den Terror in Israel und das Elend der Palästinenser in Gaza beenden helfen. Darauf drängen, dass die israelischen Geiseln von der Hamas aus ihren Gefängnissen freigelassen werden. Gern würde ich etwas darauf hinwirken, dass es einen Waffenstillstand im Osten der Ukraine gibt. Und dass Russland aufhört, sein Brudervolk und seine Nachbarn zu beschießen. Aber das ist alles weit weg von mir persönlich.
Dennoch kann ich etwas für den Frieden in der Welt tun. Frieden fängt bei mir selbst an. Wie ich denke und rede mit meiner Familie, in meinem Freundeskreis. Wie ich meinen Nachbarn in meinem Stadtviertel begegne. Ob ich freundlich und offen auf andere zugehe. Ob ich auf Fremde mit Vorbehalten zugehe oder mit Freundlichkeit. Wie ich den anderen als Gast oder als Gegner betrachte. Einfach mal sich selbst in die Stiefel des anderen hineindenken. Wie wäre es, wenn ich in seinen Schuhen unterwegs sein würde, nur einen Tag lang? Dieser Gedanke ist für mich ein kleiner persönlicher Schritt hin zum Frieden.
"Selig sind, die Frieden stiften", hat Jesus uns Christinnen und Christen geraten. Frieden stiften auf der Welt, das ist etwas Aktives. Du kannst es nur selbst machen. Es beginnt in deinem Kiez um dich herum. Die lange Reise zum Frieden fängt an mit dem ersten Schritt. Trau dich mal in Gedanken die Seite zu wechseln. Auch dein Gegner, deine Gegnerin, denen du nur Böses zutraust, ist ein Mensch. Hat seine eigene Würde. Hat ein Recht zu leben. Das muss ich einüben. Und die Tür, die werde ich von nun an leiser zumachen.