Die Morgenandacht Nicht vergessen

Porträt von Jeanette Querfurth

Die Morgenandacht Nicht vergessen

Erinnern und Vergessen sind bedeutsame Vorgänge in der Lebensgeschichte. Pastorin Jeannette Querfurth wirft einen Blick auf beides.

Bild: Bremische Evangelische Kirche

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Erinnern und Vergessen sind bedeutsame Vorgänge in der Lebensgeschichte. Pastorin Jeannette Querfurth wirft einen Blick auf beides.

Ein Stofftaschentuch mit einem Knoten. Das ist längst aus der Mode. So etwas haben Menschen in früheren Zeiten benutzt, um sich an etwas zu erinnern. Den Geburtstag der Schwägerin zum Beispiel. Stofftaschentücher sind aus der Mode gekommen. Die Knoten mit ihnen.
An ihre Stelle sind  heute Smartphones mit Erinnerungsfunktion getreten.

Lobe den Herrn meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.
Das steht im 103. Psalm der Bibel. Auch eine Aufforderung nicht zu vergessen: Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht,  was er dir Gutes getan hat. Sich an das zurückzuerinnern, was einem im Leben widerfahren ist. Das findet oft bei besonderen Gelegenheiten statt. An runden Geburtstagen, bei Silber-oder Goldhochzeiten, beim Eintritt in den Ruhestand oder anderen speziellen Jubiläen.
Bei mir ist es in diesem Jahr zum Beispiel die Goldene Konfirmation. Vor 50 Jahren wurde ich im Dom konfirmiert. Da standen mir noch alle Wege offen. Und jetzt stehe ich schon dicht an der Schwelle zum Ruhestand. Eine gute Zeit für Rückblicke.

Das Erinnern an frühere Zeiten ist besonders schön, wenn man mit anderen zusammen Rückblick hält, die es miterlebt haben: "Weißt Du noch, wie er als Jugendlicher jeden Nachmittag an dem Mofa herumschraubte?" Wie oft wir im Wallcafé geflippert haben? Mit solchen Erinnerungsfetzen treten auch Menschen wieder vor Augen, die vielleicht schon lange nicht mehr leben oder nicht mehr zu unserem Leben gehören: zum Beispiel die Eltern, Freunde, Kolleginnen. Mit einem Mal sind sie in Gedanken wieder sehr präsent.

Vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. Im Hebräischen, der Sprache der Bibel, hat das Wort "vergessen" eine stärkere Bedeutung. Wenn man etwas vergisst, dann ist es so, als hätte es das nie gegeben. So ähnlich wie ein Spruch des Philosophen Seneca, der oft über Todesanzeigen steht: Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern; tot ist nur, wer vergessen wird.  Gegen das Vergessen wird bei Jubiläen erzählt. Das Leben noch einmal im Rückblick betrachtet. Auch das, was es einem an Glück geschenkt hat. Partnerschaften, die glücklich waren.Kinder und Enkelkinder, die dazu gekommen sind.
All dieser Reichtum: Liebe, Glück. Kinder, Erlebnisse – Nichts davon lässt sich mit Geld kaufen. Das sind alles Geschenke. eschenke, für die wir im Rückblick sehr dankbar sein können.
Lobe den Herrn meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.


Autor/Autorin

  • Jeannette Querfurth

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