Die Morgenandacht In den Kirchen kann es nicht Fremde geben

Klaus Hagedorn
Klaus Hagedorn

Die Morgenandacht In den Kirchen kann es nicht Fremde geben

Christinnen und Christen können keine Nationalisten sein, betont Klaus Hagedorn. Denn die Menschheit ist eine Gemeinschaft von Schwestern und Brüdern.

Bild: Katholischer Gemeindeverband Bremen

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Christinnen und Christen können keine Nationalisten sein, betont Klaus Hagedorn. Denn die Menschheit ist eine Gemeinschaft von Schwestern und Brüdern.

Viele Menschen sehnen sich nach einem starken Herrscher und setzen auf Nationalismus. Das liegt an den Folgen der Globalisierung, an den entfesselten Wirtschafts- und Finanzmärkten, an durchlässig gewordenen Landesgrenzen. Was hält aus einer christlichen Sicht unsere Welt im Innersten zusammen?

Die Bibel lenkt auf ihren ersten Seiten im Buch Genesis unseren Blick auf das All, auf die Erde und auf Adam und Eva – die Prototypen der ganzen Menschheit. Es geht dabei nicht um Biologie und eine naturwissenschaftliche Abstammungs- und Entstehungslehre. Wer an den einen biblischen Gott glaubt, führt die Menschen auf eine Wurzel zurück. Dieses Bild will aussagen: Die Menschheit ist nicht eine zufällig zusammengewürfelte Ansammlung von Völkern oder Individuen; sie ist eine Gemeinschaft von Schwestern und Brüdern – unabhängig von Weltanschauung, Nation, Hautfarbe.

Wir sind eine große Völker-Familie, so die Perspektive der Bibel. Alle Bande des Blutes, der Rasse, der Nation werden relativiert. Im Klartext: Christen und Christinnen können keine Nationalisten sein. Nationale Loyalität bleibt für sie nachgeordnet. Ausländer sind nicht "Fremde" und schon gar nicht "Kriminelle". Christen und Christinnen denken so nicht. In den Kirchen kann und darf es keine Fremden geben.
Aus dieser biblischen Ursprungsgeschichte heraus blicken wir in die Zukunft. Die letzten Seiten der Bibel sprechen vom Ziel der Geschichte: Da vereinen sich die Völker der Welt zu einer Menschheit – in einem völlig neuen Jerusalem.
Deshalb muss nach diesem Verständnis zusammenwachsen, was zusammengehört. Nicht nur in unserem Land und Europa, sondern weltweit: von West nach Ost, von Nord nach Süd.

Das gilt für die Kirche Jesu in all ihren Teilkirchen. Nur wenn wir aus dieser universalen Vision und den Leitbildern der Bibel leben, bleiben wir dem Gott des Jesus von Nazareth treu. Wenn Kirche in allen Völkern lebt und alle Sprachen spricht, wird sie von selbst bunt. Das muss sie sein und bleiben – und wir haben mit all unseren Kräften und Möglichkeiten dafür zu sorgen. Gott bewahre uns vor Uniformität und Gleichschaltung, die Ausdruck von Angst sind. Und Angst ist überall ein sehr schlechter Ratgeber.
Werden wir in der derzeitigen Weltsituation die Kraft zu einer Neuentdeckung dieser biblischen Vision haben? Werden wir die gemeinsame Sorge um eine gemeinsame Zukunft unserer Erde wachhalten können? Ohne dem geht es wahrlich nicht mehr!

In der Bibel heißt es im Buch der Sprüche (29,18): "Ein Volk ohne Vision geht zugrunde."

Autor/Autorin

  • Pastoralreferent Klaus Hagedorn

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Gesprächszeit mit Nicole Ritterbusch

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