Die Morgenandacht Geduld
Stand: 7. April 2025.
Die Morgenandacht Geduld
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Geduld gehört nicht zu den Stärken von Pastorin Sabine Kurth. Aber einmal hat sie mit viel Erfolg Geduld bewiesen und ihren Quittenbaum zum Glück vor dem Abholzen bewahrt.
"Da musst du nur ein wenig Geduld haben!" Diesen Satz habe ich vor einigen Jahren öfters gehört. Ich hatte einen Kreuzbandriss, musste 8 Wochen auf die OP warten und nochmal 6 Wochen viele Übungen und Physiotherapie machen, bis ich wieder fast normal laufen konnte. 14 Wochen – eigentlich nicht lang. Doch wenn man sie vor sich hat, können sie sehr lang werden. Mir ist in dieser Zeit oft die Geduld ausgegangen. Wollte nicht diese Vertröstung hören vom: muss man nur Geduld haben. Seit dem bin ich auch vorsichtig geworden, anderen diesen Rat mit auf den Weg zu geben. Es gibt allerdings eine Ausnahme beim "Geduld-haben-sollen". Da geht es um meinen Quittenbaum.
Mitten im Garten steht er. Er ist wohl an die 20 Jahre alt. Über all die Jahre ist er zu meinem Baum geworden, mein Mann fremdelt mit ihm. Das war nicht von Anfang an so. Da standen wir beide noch gemeinsam im Frühjahr davor. Bestaunten die ersten zarten weiß-rosa Blüten. Bewunderten, wie die kleinen Zweige wuchsen und stärker wurden. Über den Sommer wuchsen aus den Blüten kleine Knubbel. Bis zum Herbst entstanden daraus wunderbar große, sonnengelbe pelzige Früchte, die schwer an den Ästen hingen. Über 10 Kilo konnte ich Ende Oktober mit in die Gemeinde bringen. Und so wurde daraus pünktlich zum Weihnachtsmarkt Gelee, Quittenbrot, Likör und vieles mehr gemacht. Doch vor einigen Jahren wurde es anders. Im Frühjahr noch viele Blüten, kleine Knubbel, doch die fielen über den Sommer fast alle verdorrt ab. Im Oktober dann hingen nur noch 15 reife Früchte am Baum. Traurig! Das Urteil meines Mannes war hart: "Der Baum trägt nicht mehr, der ist zu alt – der muss weg!"
Nein, da muss man jetzt Geduld haben. Da war ich standhaft. Die nächsten Jahre wiederholte sich dieser Vorgang. Ich habe dem Baum gut zugeredet, ihn begossen, fachgerecht beschnitten, die Bienchen war da – doch nach der Blütenpracht im Frühjahr, kam der Frust im Herbst. Ein Wechsel von: Der muss weg! Und: "Noch ein wenig Geduld, fällen kann man ihn ja immer noch." Im letzten Jahr dann war er wieder voller Blüten, die kleinen Knubbel wuchsen. Die kleinen Früchte wurden immer größer und die Äste bogen sich bis fast auf die Erde unter dem Gewicht der Quitten. Ich habe mich so gefreut und ich denke, es war das beste Gelee aller Zeiten.
Manchmal sind es Geduld, Hoffnung und auch Vertrauen, die helfen können, fruchtlose Zeiten zu überstehen. Manchmal braucht es den Glauben, dass es gut werden wird. Dass da einer ist, der dabei hilft. Ich bin auf die ersten Blüten in diesem Jahr sehr gespannt.