Die Morgenandacht 0° Kampala

Manuela Brocksieper ist diakonisch-pädagogische Mitarbeiterin der Epiphanias-Gemeinde. Aber sie ist auch Geologin. Sie ist viel in der Welt herumgekommen. In dieser Woche berichtet sie von ihren Eindrücken und Erlebnissen auf verschiedensten Breitengraden der Welt. Heute vom 0.° Breitengrad am Äquator.

In dieser Woche geht es um die Breitengrade der Welt. Orte, an denen ich als Geologin bereits war und die unterschiedlicher nicht sein können. Nur eines haben sie alle gemeinsam: sie haben mich sehr beeindruckt! Heute Morgen starte ich mal bei 0 – bei 0° also am Äquator. Weiter südlich war ich auch schon. Aber bei diesem Breitengrad steht man immer mit der Sonne auf dem Haupt auf. Im Zenit. Sonnen-Auf- und -Untergänge sind extrem kurz und man muss schon aufpassen, dass man sie überhaupt mitbekommt. So flott geht das. Keine lange Dämmerungsphase. Nein: jetzt ist Tag – und jetzt ist er eben vorbei. Komm damit klar, Mensch!

Egal ob in Kampala in Uganda, in Tamale in Ghana oder aber in Addis Abeba in Äthiopien… ich musste immer wieder neu lernen, wie man hier lebt. Und es begeistert mich einfach sehr, zu sehen, wie herzlich und offen alle miteinander umgehen. Es wird nicht das Trennende oder Fremde betont. Man geht aufeinander zu. Ist neugierig und gespannt, wie unterschiedlich Kultur und Leben wohl sind. In Kabale habe ich gelernt, dass man nicht fragt: wie geht es Dir? Die Antwort bei uns lautet ja dann ganz fröhlich oft Muss ja!

Nein, hier fragt man: oreredsche oder mureredsche – wie war Deine Nacht? Und jeder beginnt dann zu erzählen. Ach, ich konnte kaum schlafen, ich mache mir solche Sorgen… Oder: Ich habe geschlafen, wie ein Stein. Gestern war es so anstrengend oder oder oder. Man ist auf jeden Fall sofort in einem tiefen Gespräch. Einem ehrlichen und das Leben wirklich betreffenden Austausch. Würden Sie sich trauen, heute jemanden anzusprechen: Wie war Deine Nacht? Das ist in Deutschland vielleicht eher eine Mutprobe. Aber es geht letztlich um Begegnung. Und genauso unkompliziert und selbstverständlich spricht man in Kabale auch über seinen Glauben an Gott.

Das würde ich mir bei uns auch so selbstverständlich wünschen wie am 0. Breitengrad. Denn ich glaube, wir brauchen eine Begegnung mit Gott. Sie hat die Kraft, uns zu verändern und uns Sinn und Richtung zu geben wie keine andere.