Die regionale Reportage Wie geht's der Jugend auf dem Land?

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  • Maren Bruns
Foto vom Gründungstreffen der Landjugend Friesische Wehde
Auf der Mitgliederversammlung der Landjugend Friesische Wehde sind die Teilnehmenden mit Spaß bei der Sache. Bild: privat

Pandemie, Klimawandel: Wie gehen junge Menschen mit Krisen um? In Zetel im Landkreis Friesland setzen sie auf Zusammenhalt – und haben die Landjugend Friesische Wehde gegründet.

Foto vom Gründungstreffen der Landjugend Friesische Wehde

Junge Menschen auf dem Land trotzen den Krisen

Kriege, Pandemie, Klimawandel: Wie gehen junge Menschen mit Krisen um? In unserer regionalen Reportage stellen wir junge Leute in Friesland vor, die kreativ geworden sind.

Bild: privat

In einem Festzelt in Zetel im Kreis Friesland findet die dritte Mitgliederversammlung der Landjugend Friesische Wehde statt. Im Mai hat Aike Boltes die Landjugend zusammen mit sechs Freunden gegründet. Für ihn war dieser Schritt längst überfällig: "Wir mussten immer relativ weit fahren – also eine Dreiviertelstunde zur nächsten Landjugendfete. Ich und sechs Freunde haben uns gefragt, warum es bei uns in Friesland keine Landjugend gibt? Dann haben wir angefangen zu planen. Ist zwar viel Arbeit gewesen, aber jetzt haben wir es echt gut voreinander gekriegt und es macht mega Spaß."

Man ist auf dem Land stärker an Vereinsstrukturen gewöhnt.

Corinna Onnen, Soziologin und Vizepräsidentin für Forschung an der Universität Vechta

Aike ist sich sicher: Nach der Pandemie sei es für viele junge Menschen auf dem Land wichtig, endlich wieder Kontakte knüpfen zu können. Das zeigt sich auch anhand der Mitgliederliste: Mehr als 270 Jugendliche und junge Erwachsene sind seit Mai in die neue Landjugend eingetreten. "Die kamen von überall her. Da waren Gesichter, die hat man noch nicht gesehen! Und Altersgruppen haben wir auch von 14 bis 36 Jahre. Also, da ist alles dabei und die haben alle Bock. Bock zu feiern – Bock neue Leute kennenzulernen."

Vereine seien für Menschen auf dem Land wichtig, erklärt Corinna Onnen, Soziologin und Vizepräsidentin für Forschung an der Uni Vechta. Dass sich nach den vielen Corona-Lockdowns jetzt eine neue Landjugend gegründet hat, sei für sie nachvollziehbar: "Man ist auf dem Land stärker an Vereinsstrukturen gewöhnt. Also ich brauche hier eine Gruppe."

Folgen der Pandemie auf dem Land

Die Pandemie lässt die Jugendlichen nach zweieinhalb Jahren auf dem Land näher zusammenrücken. Das sagt auch die 18-jährige Hanna Steinker, die eine Ausbildung als Landwirtin macht. Für sie war dieser Zusammenhalt während der Pandemie ein Vorteil: "Auf einem landwirtschaftlichen Betrieb ist es so, dass man trotzdem noch zusammen Mittag isst und mit im Melkstand steht. Das sind ganz andere Kontakte, die man noch hat. Im Gegensatz zu anderen, die allein wohnen und dann keine anderen Kontakte während der Arbeit haben."

Homeschooling ohne Internet

Die Pandemie hat bei den Schülerinnen und Schülern auf dem Land Spuren hinterlassen. Jaqueline Ammermann hat in diesem Jahr ihr Abitur gemacht. Weil bei ihr zu Hause das Internet zu schlecht war, habe sie häufig beim Homeschooling nicht mitmachen können. Ein Nachteil gegenüber Stadtkindern, vermutet sie. Und bei Fragen mal eben zur Mitschülerin gehen – auf dem Land schwierig. "Zu meiner einen Klassenkameradin, mit der ich mich gut verstehe, fahre ich 25 Minuten mit dem Auto. Und bei mir funktioniert das Internet nicht, bei ihr funktioniert das Internet nicht – dementsprechend war es da schwierig sich auszutauschen." Das war auch für die 17-jährigen Raya Eilers ein Problem: "Wenn Online-Unterricht mit Videokonferenz war, konnte ich meistens nicht daran teilnehmen, oder musste zu meiner Oma fahren, um dort das Internet zu nutzen."

Landjugend stärkt Zusammenhalt

Das 9-Euro-Ticket hat in der Landjugend kaum Anklang gefunden: Dafür fahren die Busse hier einfach zu selten, sagen sie. Umso wichtiger sei nun die Landjugend Friesische Wehde, um die Kontakte, die durch Homeschooling weggefallen sind, wieder aufzubauen. Und die nächsten Termine stehen schon auf dem Plan: Ein Fußballturnier der Landjugend Friedeburg – und eine Sommerfete in Jever.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 8. August 2022, 7:35 Uhr

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Gesprächszeit mit Nicole Ritterbusch

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