Die regionale Reportage So wird aus einem Grabstein ein Denkmal

Grabstein Gemeinde Westerholt
Endlich auf einem Sockel: Der Grabstein von Wetserholt. Bild: Frank Jakobs/ Radio Bremen

Im Juli 1878 ist in Westerholt im Landkreis Wittmund eine junge Frau brutal ermordet worden. Wer der Täter war, ist bekannt, denn er steht mit vollem Namen auf dem Grabstein, der bis heute erhalten geblieben ist. Die Kirchengemeinde Westerholt hat den Stein nun aufwendig restaurieren lassen.

Grabstein

Eine Mordsgeschichte

Bis heute ist er erhalten: Der Grabstein, der den Mörder verrät. Deshalb wird er nun von der Gemeinde Westerholt feierlich gewürdigt.

Bild: Frank Jakobs

Das ist jetzt auch kein Grabstein mehr sondern das ist ein Denkmal.

Steinmetz Sven Thater

Steinmetz Sven Thater aus Friedeburg und seine Frau stellen einen langen schmalen Sandstein auf. Der Steinmetz muss ihn ganz genau ausrichten, damit er ganz gerade auf dem Sockel steht. Den hat Sven Thater eigens für dieses Monument hergestellt. "Ich bin zufrieden, ist schön geworden un das ist jetzt auch kein Grabstein mehr sondern das ist ein Denkmal."

Inschrift wieder gut lesbar

In akribischer Kleinarbeit und unzähligen Stunden hat Thater den Stein gesäubert, ausgebessert und die Inschrift erneuert. Nun steht auf diesem Denkmal wieder gut lesbar in goldgelber, fein geschwungener Schrift: "Hier ruht die von Thade Fimmen in Unschuld ermordete H.J. Tebben in der Hoffnung zu einem fröhlichen Auferstehen. Geb. den 31. Juli 1858 zu Westerholt, gestorben den 24. Juli 1878."

Im Moor ermordet

Hiemke Johanna Tebben war die Tochter eines Schusters und wurde kurz vor ihrem 20. Geburtstag ermordet. Damals stand ihre Hochzeit kurz bevor und sie wollte sich ein bisschen Geld für die Aussteuer dazuverdienen. Deshalb ging sie ins Moor, um Torf abzubauen. Doch an diesem 24. Juli kam sie nicht wieder zurück nach Hause.

Steinmetz Sven Thater
Stundenlang hat Sven Thater den Stein gesäubert, ausgebessert und die Inschrift erneuert. Bild: Frank Jakobs

Was geschehen ist, wurde damals in einem Polizeibericht festgehalten: "Die Ermittlungen ergaben, dass das Mädchen gegen Mittag Opfer eines brutalen Verbrechens wurde. Wie der Obduktionsbericht weiter ausweist, muss sich das Mädchen erbittert gegen den Täter gewehrt haben. Blutunterlaufene Stellen am Körper und zahlreiche Schnitt- und Stichwunden, wobei letztere die Halsschlagader durchschnitten, weisen darauf hin."

Die Leute haben gleich gesagt, dass wahrscheinlich Thade Fimmen der Mörder gewesen ist.

Harm Poppen, ehemaliger Kirchenvorstand in Westerholt

Die Polizei hatte schnell einen möglichen Täter ausgemacht, sagt Harm Poppen, ehemaliger Kirchenvorstand in Westerholt: "Die Leute haben gleich gesagt, dass wahrscheinlich Thade Fimmen der Mörder gewesen ist. Und dann hat die Polizei Tage später auch seine Kleidung gefunden blutbefleckt." Fimmen war Zimmermann und war vorbestraft.

Bis zum Ende stritt der Mörder die Tat ab

Schließlich wurde Fimmen gefasst. Bis zuletzt stritt er ab, Hiemke Tebben ermordet zu haben. Doch die Indizien sprachen gegen ihn und er wurde wegen Totschlags und Diebstahls zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Außerdem verlor er seine bürgerlichen Ehrenrechte. Er starb im Gefängnis. Der Name des Mörders ist dennoch verewigt – auf dem Grabstein seines Opfers. Denn die Menschen in Westerholt sollten diese grausame Tat an Hiemke Johanna Tebben niemals vergessen.

Grabstein Weserholt
So sah der Grabstein vorher aus. Bild: Radio Bremen | Frank Jakobs

Kirchenvorstand Johannes Wurpts würdigt bei der feierlichen Aufstellung des restaurierten Grabsteins alle, die zum Erhalt dieses besonderen Zeugnisses regionaler Geschichte beigetragen haben. Zum Schluss verfugt Steinmetz Sven Thater noch Denkmal und Sockel. Ihm schaut Rita Heyen dabei zu, die in Westerholt mit der Mord-Geschichte von Hiemke Johanna Tebben groß geworden ist.

Die Ängste, die die Frauen damals hatten, die ins Moor gingen, die sind immer so weitergegeben worden, die gehen ja nicht einfach unter.

Rita Heyen

Und sie ist sehr zufrieden mit diesem besonderen Denkmal: "Ich bin froh, dass der jetzt hier so steht und für so einen Ort finde ich das eine ganz tolle Aufwertung, dass man auch so ein Ereignis nicht einfach untergehen lässt. Die Ängste, die die Frauen damals hatten, die ins Moor gingen, die sind immer so weitergegeben worden, die gehen ja nicht einfach unter." Das verschwinde nicht aus den Köpfen, bloß weil die Zeit vergehe.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 26. September 10:38 Uhr

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Gesprächszeit mit Nicole Ritterbusch

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