Im Porträt Pipilotti Rist bringt einen funkelnden Zauberwald nach Bremen

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Pipilotti Rist sitzt vor einem ihrer Gemälde in einer Ausstellung.
Pipilotti Rist ist bekannt für ihre sinnlichen und traumhaft-meditativen Videoarbeiten. Bild: Imago | Skata

Die Schweizer Künstlerin Pipilotti Rist hat in der Bremer Kunsthalle ihren ersten deutschen "Pixelwald" installiert. Ihr "Pixelwald Wisera" besteht aus fast 3.000 von der Decke hängenden LED-Lichtern und gleicht einem verwunschenen Wald, der sich im Museum ausbreitet.

Pipilotti Rist sitzt vor einem ihrer Gemälde in einer Ausstellung.

Gesprächszeit Pipilotti Rist installiert einen Pixelwald in der Kunsthalle Bremen

Die Schweizer Künstlerin Pipilotti Rist gilt als Star der Kunstszene. Ihr "Pixelwald Wisera" ist seit kurzem dauerhaft in der Kunsthalle Bremen zu sehen.

Bild: Imago | Skata

Pipilotti Rist gehört zu den weltweit erfolgreichsten Videokünstlerinnen. Für ihre Arbeiten, die sie in den wichtigsten Museen und Kunstschauen der Welt zeigt, wurde sie mit hochkarätigen Preisen ausgezeichnet. Jetzt verzaubert sie die Bremerinnen und Bremer mit ihrem "Pixelwald Wisera" in der Kunsthalle Bremen: "Die Ur-Idee kam mir, als ich eine Virtual Reality-Brille trug. Da sah ich so schöne Räume, dreidimensional. Aber ich fühlte mich so isoliert, so allein. Und dann habe ich meine Kollegin, die Lichtdesignerin Kaori Kuwabara gefragt: 'Können wir nicht was machen, wo man zusammenbleibt und miteinander zwischen den Pixeln spaziert?'"

Ich komme noch aus der Zeit, wo Kameras und Schnittmaschinen nicht demokratisch zugänglich waren.

Pipilotti Rist über ihre persönliche Videogeschichte
Pixel Forest, 2016-2022 Videoinstallation
Besucherinnern und Besucher der Bremer Kunsthalle können künftig in ein Meer aus Lichtketten eintauchen. Bild: Courtesy the artist, Hauser & Wirth and Luhring Augustine / VG Bild-Kunst, Bonn 2024 | Kennevia Photography

Jetzt kann das Bremer Publikum im Pixelwald spazieren gehen, wie in einem dreidimensionalen Videobild. 3000 Pixel, wie sie normalerweise auf einem Screen nebeneinanderliegen würden, hängen an langen Kabeln in einer 160 Quadratmeter großen schwarzen Höhle von der Decke bis zum Boden. Ummantelte LED-Lichter, jedes einzelne darauf programmiert, Videobilder abzuspielen. Auch die Videos stammen von Pipilotti Rist: "Ich bin als Person auch eine wandelnde Videogeschichte. Ich komme noch aus der Zeit, (...) wo auch Kameras und Schnittmaschinen nicht demokratisch zugänglich waren und hab das alles miterlebt."

Über die Musik zur Videokunst

Pipilotti Rist gehörte zur Schweizer Frauenband "Les Reines Prochaines" und als studierte Illustrations- und Videografikerin arbeitete sie für andere Bands. Mit einem dieser Videos wurde sie in eine Gruppenausstellung eingeladen: "Und dann fiel mir auf, dass das ein ziemlich geschützter Raum ist, dass mich da niemand für verrückt erklärt."

Die haben uns schon Welten eröffnet.

Pipilotti Rist über ihre Eltern

Mit Humor, Poesie und Anarchie revolutionierte Pipilotti Rist die Videokunst und befreite sie aus dem begrenzten Bildschirmformat, indem sie Raum-füllende Installationen schuf. Vor der Kamera agierte sie oft nackt, was sie "große Überwindung kostete" und mit ihrer Kamera guckte sie sogar in Körperöffnungen hinein. Dabei waren ihr Tabus schon als Kind fremd. In ihrem Heimatort Buchs im Schweizer Kanton St. Gallen ging sie mit Pyjamahosen in die Schule. Die Eltern ließen ihr und den vier Geschwistern große Freiheiten. Nur bei familiären Bergtouren galt die elterliche Autorität : "Wir mussten dann die römischen Straßen suchen, die schon halb zugewachsen waren. Beide waren sehr geschichtsinteressiert. (...) Von daher habe ich schon viel von ihnen mitgekriegt. Auch Interesse an Flora- und Fauna-Namen. Die haben uns schon Welten eröffnet."

Pipilotti Rist, Pixelwald Motherboard, 2016 Audio-Video-Installation
Ein Pixelwald von Rist besteht aus vielen kleinen LED-Lichtern. Bild: Courtesy the artist, Hauser & Wirth and Luhring Augustine / VG Bild-Kunst, Bonn | EPW Studio

Mit der Familie ist sie eng verbunden

Eine der jüngeren Schwestern ist gelernte Schneiderin und gehört zu Pipilotti Rists Atelierteam in Zürich. Gerade wird dort für eine Ausstellung in Peking genäht. Die beiden Schwestern waren sich schon als Kinder besonders nahe. Zu den Kindheitserinnerungen gehört auch der Großvater, der sein Pferd noch vor den Wagen spannte, als das ganze Dorf längst Traktor fuhr. Mit dem Großvater guckte Pipilotti Rist regelmäßig die Western-Serie "Bonanza" im Fernsehen, vielleicht war das der Grundstein für ihre medienaffine Kunst.

Er hat die Unterhosen gekauft, er hat den Schulplan auswendig gewusst.

Pipilotti Rist über gleichberechtigte Elternschaft mit ihrem Mann

Neben der Kunst gibt es noch zwei weitere Lieben in Pipilotti Rists Leben: Balz Roth und den gemeinsamen, mittlerweile erwachsenen Sohn, um dessen Erziehung sich vor allem der Vater kümmerte: "Er hat die Unterhosen gekauft, er hat den Schulplan auswendig gewusst. Er ist ein Supervater – nur zu dem Thema, ob man als Künstlerin auch Mutter sein kann."

Begegnungen ohne Absicht ermöglichen

Pipilotti Rist blickt auf eine fast 40-jährige Karriere zurück. Ihre Arbeiten intervenieren nicht politisch, zeigen aber Wirkung, vor allem in einer Welt im Umbruch: "Mir ist es wichtig, dass die Besucher sich in meinen Arbeiten nicht ignorieren, als wären sie ein Störfaktor, sondern die sind ein Teil davon. Und wenn diese Räume helfen können, dass wir uns ohne Zwecke und ohne Absichten begegnen können, dann können Museen wirklich wichtige Funktionen in einer demokratischen Gesellschaft übernehmen."

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 14. Februar 2025, 18:05 Uhr

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