Die regionale Reportage Radio Bremen in Bremerhaven: Wie alles anfing
Standdatum: 19. Oktober 2021.
Seit 1948 sendet Radio Bremen aus Bremerhaven. Jetzt ist das Studio Bremerhaven wieder einmal umgezogen – vom Columbus-Center in neue Räume am Alten Hafen.
Rückblick: Radio Bremen in der Nachkriegszeit
Der Umzug ins neue Studio bietet den Anlass, zurückzublicken auf den Neubeginn des Rundfunks in der Nachkriegszeit: Radio Bremen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet, sechs Jahre hatte es keinen Rundfunk aus Bremen mehr gegeben. Denn ab 1939 wurde von den Nazis zentral aus Berlin gesendet. Beim Neuaufbau eines demokratischen Rundfunks war auch Bremerhaven von Anfang an dabei.
Wie alles anfing: Historische Bilder vom Studio Bremerhaven
August 1946. Aus Bremen kommt nach mehrjähriger kriegsbedingter Pause seit acht Monaten wieder Rundfunk, und in Bremerhaven ist Boxweltmeister Max Schmeling zu Gast. Reporter Paul-Dieter Kümper ist mit seinem Mikrofon aus Bremen angereist, denn es gibt in Bremerhaven noch kein eigenes Radio-Bremen-Studio. 1948 wird ein Büro eröffnet, das kurz darauf als offizielle "Vertretung Bremerhaven" seinen Sitz im Rathaus hat. Infos werden per Telefon nach Bremen übermittelt. "Und wenn besondere Ereignisse sich taten, dann kam der Übertragungswagen," erinnert sich Gerd Wöhlecke, der die Bremerhaven-Redaktion ab 1949 leitete. Gesendet werden die Beiträge dann von Bremen aus.
Raus in die Welt, und wenn das nicht ging, mit welterfahrenen Menschen sprechen.
Paul-Dieter Kümper über das "Hafenkonzert" von Radio Bremen
Neben Reportagen und Berichten sendet Radio Bremen ab 1947 wieder das traditionelle Hafenkonzert. Es wird regelmäßig in Bremerhaven veranstaltet, zum Beispiel im Columbusbahnhof, dort, wo die großen Passagierschiffe anlegen. Die Mischung aus Musik und Gesprächen soll Ausdruck von Weltoffenheit sein, erklärt Reporter Paul-Dieter Kümper später: "Raus in die Welt, und wenn das nicht ging, mit welterfahrenen Menschen sprechen. Die den Wind sich hatten um die Ohren wehen lassen und Authentisches berichten konnten – und auch Hintergründe."
Improvisationskunst war gefragt
Rundfunk-Arbeit bedeutet in der Nachkriegszeit auch in Bremerhaven: Improvisieren. Der erste Sendemast besteht aus zwei einfachen Holzpfählen mit Schleppantenne. Die Technik ist in einem rostigen Armee-Wagen der Amerikaner untergebracht. Beides steht im Bremerhavener Bürgerpark nahe des Hauptbahnhofs. 1950 äußert Radio Bremen-Intendant Walter Geerdes einen Wunsch: "Es ist jedoch zu hoffen, dass die Sendeanlage in Bremerhaven weiter ausgebaut werden kann und wir eines Tages einmal zu einem eigenen Studio in Bremerhaven kommen werden. Vorerst ist die Angelegenheit aber noch eine gewisse Geldfrage."
Radio aus der Westentasche
Die löst sich einige Jahre später, als die Rundfunkgebühren neu geordnet werden. Radio Bremen hat genug Geld für ein Haus im Bürgerpark und kann dort ein Studio einrichten. Ein ziemlich kleines, wie sich Redaktionsleiter Wöhlecke in den Achtzigern in einer Jubiläumssendung erinnert: "Das Ganze hatte etwa zwölf Quadratmeter. Das war Betrieb aus der Westentasche."
30 Jahre lang arbeiten die Journalisten in dem wohl kleinsten Sende-Studio, das Knusper-Häuschen genannt wird. Dann folgt der Umzug ins Columbus-Center. Auch das ist jetzt Geschichte.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 20. Oktober 2021, 08:20 Uhr.