Die Morgenandacht Unterwegs gefunden: Der Ballon

Frauke Löffler
Frauke Löffler

Die Morgenandacht Unterwegs gefunden: Der Ballon

Pastorin Frauke Löffler ist ein aufmerksamer Mensch. Sie achtet auf die Dinge, die sie am Wegesrand findet. Heute ist es ein blauer Ballon.

Bild: Bremische Evangelische Kirche

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Ein blauer, glänzender Ballon hängt im Baum. Er hat sich in den Zweigen einer großen und ausladenden Buche verfangen. Die Zweige sind noch kahl, deswegen sieht man ihn. Nun ruckelt er im Luftzug hin und her, kann sich aber nicht lösen. Die Weite des Himmels bleibt ihm verschlossen.
Keine Flüge über Land und Meer bis ihm die Puste ausgeht. Kein Hinauf- und Hinabschaukeln mit den Vögeln. Fast hätte er es in den Himmel geschafft, aber eben nur fast. Der Baum ist das endgültige Ziel seiner Reise. Es sei denn, jemand steigt hinauf und befreit ihn. Dann könnte er losfliegen. Aber er hängt sehr hoch. Wer soll da wegen eines Ballons hinaufklettern? Und bleibt er hängen, bewegt er sich nur ein paar Zentimeter hin und her. "Gott, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist!" So steht es in den Psalmen. Gottes Güte passt zur Weite des Himmels. Gott begegnet mir mit Güte, die unendlich ist – so weit der Himmel geht.

Ich mag diesen Vers, weil ich die Weite des Himmels mag. Großzügig ist sie, endlos. Und so ist Gottes Güte. Eigentlich unvorstellbar. Welch eine Verheißung ist das! Was auch immer ich tue: Gottes Güte reicht weiter und schließt mich liebevoll ein. Ich kann sie nicht verspielen, ich kann sie nicht kaputt machen. Sie ist unfassbar groß und lässt sich nicht von mir klein kriegen. Meine eigene Güte ähnelt gerade eher dem Ballon. Immer wieder verfängt sie sich in Ästen und schafft es nicht in die Weite des Himmels.

Eine Freundin sagt zum wiederholten Male eine Verabredung ab. Ihr ist etwas dazwischen gekommen, sagt sie. Dann werde ich argwöhnisch und vermute, dass sie sich eigentlich gar nicht treffen möchte. Ein Mensch schiebt im Supermarkt seinen Wagen ganz langsam in meinen Weg. Ich komme nicht weiter. Dann könnte ich manchmal grob unhöflich werden. Und genauso kann ich mich über mich selbst ärgern, wenn ich für einen kleinen Gemeindebriefartikel mal wieder Stunden brauche. Dann schafft es meine Güte – mir und anderen gegenüber – ganz bestimmt nicht in die Weite des Himmels. Doch manchmal, da leuchtet Gottes Güte über mir auf und befreit meine Güte aus den Fängen der Äste. Gottes Güte beflügelt meine Güte und lässt sie durch den Himmel schweben, nicht unendlich, aber doch ganz schön weit.

"Gott, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist!" Und so weit, dass sie meine Güte umfasst.

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  • Frauke Löffler

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