Die Morgenandacht Tanzen trotz der Widrigkeiten des Alltags

Ulrike Bänsch
Ulrike Bänsch

Die Morgenandacht Tanzen trotz der Widrigkeiten des Alltags

Manchmal geht einfach alles schief, was schiefgehen könnte. An solchen Tagen ist es schwer, gute Laune zu behalten. Pastorin Ulrike Bänsch hat aber an genau solchem Tag einen Glücksmoment erlebt.

Bild: Bremische Evangelische Kirche

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Manchmal geht einfach alles schief, was schiefgehen könnte. An solchen Tagen ist es schwer, gute Laune zu behalten. Pastorin Ulrike Bänsch hat aber an genau solchem Tag einen Glücksmoment erlebt.

Alltagsärger. Manchmal kann das ganz schön nerven. Dann fängt vielleicht der Tag damit an, dass beim Frühstück die Kaffeetasse umkippt. Der Kaffee läuft quer über die Zeitung. Dann hat das Fahrrad hat einen Platten, und der Bus zur Arbeit fährt dir vor der Nase weg. Zu allem Überfluss hast du auch noch einen wichtigen Termin vergessen. Mist!
Natürlich sind das eigentlich alles Kleinigkeiten, aber sie können dir trotzdem die Stimmung vermiesen.

Auf einer Zugfahrt habe ich vor kurzem erlebt, wie aus alltäglichem Ärger ein besonderer Glücksmoment entstehen kann: Der Zug bleibt mitten auf der Strecke stehen. Signalstörung. Es ist nicht klar, wann die Reise weitergeht. Viele Fahrgäste werden nervös und wütend. Geschimpfe und laut vernehmbares Fluchen auf die Deutsche Bahn bestimmen die Atmosphäre. Ein Kind beginnt zu quengeln: "Mama ich hab Hunger, und ich will jetzt endlich bei Oma ankommen." Die meisten Reisenden sind hektisch mit ihren Handys beschäftigt, um zu checken, ob sie noch einen Anschluss bekommen, oder um Bescheid zu geben, dass sie sich verspäten. Ich stelle genervt fest, dass ich wohl den wichtigsten Teil einer Konferenz, zu der ich gerade auf dem Weg bin, verpasse. Ich bekomme zunehmend schlechte Laune.

Eine junge Frau auf dem Sitz vor mir beginnt zu weinen und sagt für alle im Waggon vernehmlich: "Wir müssten uns noch aufwärmen. Wir kommen jetzt zu spät. Das kann doch nicht wahr sein. Wir haben so lange dafür trainiert." Die beiden sind auf dem Weg zu einem Tanzwettbewerb, wie jetzt deutlich wird. Ihr Partner versucht ihr Mut zu machen, dass sie es ja noch schaffen können. – Ein älterer Mann ruft durch den Waggon: "Dann tanzt doch hier."

Nach kurzem Zögern tun sie das wirklich. Eine kleine Musikbox wird angestellt. Die beiden tanzen sehr vorsichtig aber ausdrucksstark den Gang rauf und runter. Alle machen den Weg frei und schauen zu.  Alle klatschen. Die Stimmung wird fröhlich. Jemand ruft ihnen zu: "Für mich habt ihr schon gewonnen." Als der Zug anfährt, sagt die junge Frau laut: "Danke, diesen Moment werde ich nie vergessen."
Ich sinke lächelnd in meinen Sitz. Jetzt hat uns diese ärgerliche Verspätung doch tatsächlich einen magischen Moment geschenkt. Schmunzelnd kommt mir ein Vers aus den biblischen Psalmen in den Sinn: "Du hast mir meine Klage verwandelt in einen Reigen."

Autor/Autorin

  • Pastorin Ulrike Bänsch

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Der Morgen mit Anja Goerz

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