Die Morgenandacht Gegen die Vergesslichkeit des Herzens

Morgenandacht

Die Morgenandacht Gegen die Vergesslichkeit des Herzens

Vergesslichkeit ist ein Phänomen, das jeder Mensch wohl kennt. Pastorin Elisabeth Seydlitz kennt das natürlich auch. Und sie weiß was von der Vergesslichkeit des Herzens zu erzählen.

Bild: Radio Bremen

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Neulich ist es mir wieder passiert: In der Stadt treffe ich im Vorbeigehen auf eine Frau, die ich kenne. Das Gesicht kommt mir bekannt vor. Ich weiß, wir haben uns schon mal gesehen. Aber der Name… wie war noch der Name… Blitzschnell scrolle ich durch möglich Bezugspunkte – Krabbelgruppe der Kinder, Grundschule, Musikunterricht, Sportstudio, Kirchengemeinde – nichts, mein Kopf ist leer. Ein paar Minuten später dann kommt mir die Erleuchtung. Na klar, warum ist mir der Name denn nicht gleich eingefallen? Meine Güte, was bin ich vergesslich geworden!

Diese Art Vergesslichkeit ist ein ganz eigenes Phänomen. Sie fällt mir auf, ich reflektiere sie. Und nehme mir fest vor, etwas gegen meine Vergesslichkeit zu tun. Sofort den Namen aufschreiben, mir eine Eselsbrücke ausdenken, um so diese peinlichen Momente zu umgehen. Vielleicht muss ich mich auch ganz einfach damit abfinden, dass die Vergesslichkeit mit dem Älter werden zunimmt. 

Es gibt aber noch eine andere Vergesslichkeit. Eine, die ich meistens gar nicht bemerke: Die Vergesslichkeit des Herzens. In der Bibel wird das Herz als der Ort benannt, wo Begegnung zwischen Gott und Mensch stattfindet. Hier werde ich von ihm berührt, wenn er mich tröstet, mir vergibt, mich ermutigt, mir Freude schenkt. Es gibt immer wieder Gründe, Gott zu danken. Für die vielen großen und kleinen Fußspuren, die er in meinem Leben hinterlassen hat. Doch es gibt da diese Vergesslichkeit des Herzens. Sie schleicht sich ein, ganz unmerklich. Fällt meist gar nicht auf, weil mich niemand mit dieser Vergesslichkeit konfrontiert. Dabei tut es mir gut, wenn ich mich an Gott erinnere. Nicht vergesse, wie ich ihn in meinem Leben erfahren habe. Das macht mich dankbar und zuversichtlich.

Der Psalmbeter des 103. Psalmes der Bibel kennt diese Vergesslichkeit des Herzens. Und er hat ein Rezept dagegen gefunden. Er fordert sich selbst auf: "Lobe den Herrn meine Seele. Vergiss es nicht, was er dir Gutes getan hat." An Gutes denken. An das, was geglückt ist. Wo ich von Gott gehalten wurde. Getragen. Geborgen war. Und daraus Kraft für hier und heute ziehen – das ist das beste Rezept gegen die Vergesslichkeit des Herzens.

Autor/Autorin

  • Elisabeth Seydlitz

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