Die Morgenandacht Der Bücherspazierer

Sabine Kurth
Sabine Kurth

Die Morgenandacht Der Bücherspazierer

Sommerzeit ist Bücherzeit. Im Urlaub schmökern viele Menschen tagelang. Endlich ohne Pausen zum Arbeiten oder für andere Dinge des Alltags. Pastorin Sabine Kurth stellt in dieser Woche Bücher vor, die sie begleitet und bewegt haben. Heute den Roman "Der Bücherspazierer" von Carsten Henn.

Bild: Radio Bremen

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Sommerzeit ist Bücherzeit. Im Urlaub schmökern viele Menschen tagelang. Endlich ohne Pausen zum Arbeiten oder für andere Dinge des Alltags. Pastorin Sabine Kurth stellt in dieser Woche Bücher vor, die sie begleitet und bewegt haben. Heute den Roman "Der Bücherspazierer" von Carsten Henn.

Als ich das Buch zu lesen begann, fand ich die Hauptfigur Carl Christian Kollhoff drollig. Etwas verschroben, ein wenig umständlich. Einer, der Mitleid erregen kann. Carl arbeitet nicht nur in einem Buchladen, er bezeichnet diesen Ort als seine Heimat. Denn Bücher sind seine Welt. Besser gesagt, die richtige Auswahl eines Buches für seine Kundschaft. Es sind besondere Kunden, denen der Buchhändler Carl Christian Kollhoff ihre bestellten Bücher nach Hause bringt. Abends nach Geschäftsschluss, auf seinem Spaziergang durch die Gassen der Stadt. Denn diese Menschen sind für ihn fast wie Freunde.

Und er ist ihre wichtigste Verbindung zur Welt. Da ist der Mann, der alles hat. Der Philosophen liebt und doch traurig wirkt. Er ist auf der Suche und weiß es nicht. Die Frau, die immer nur tragische und traurige Bücher möchte. Denn sie gestattet sich nicht, fröhlich zu sein.

Auch die andere Frau, die beim Öffnen der Tür häufig ein blaues Auge oder eine andere Verletzung hat. Menschen, die bei ihm Bücher bestellen, von denen er spürt, dass sie eigentlich nicht zu ihnen passen. Als Carl überraschend seine Anstellung verliert, macht er trotzdem mit seinen abendlichen Runde weiter, denn er merkt, seine Kunden warten auf ihn und die Bücher. Er fängt an, ihnen "seine Bücher" zu bringen. Kommt so ins Gespräch und bemerkt dabei eine Veränderung. Nicht nur bei den Leserinnen und Lesern, auch bei sich selbst.

Eine Geschichte, die mir oft ein Lächeln hervorgezaubert hat, manchmal aber auch zum Weinen ist. Der Autor wirft in "Der Buchspazierer" einen liebevollen Blick auf seine Figuren und besonders auf das, was sie einzigartig und besonders macht. Er führt sie behutsam aus ihrer Isolation heraus und verbindet sie miteinander. Es sind Menschen wie du und ich. Menschen, die Gott geschaffen hat. Wie damals Adam und Eva, Kain und Abel. Gott sah sie an und siehe, es war gut!

Schon damals war es später doch nicht gut, wie ich weiß, wenn ich die Geschichte weiterlese. Jeder Mensch ist gut gedacht. Hat die Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen. Die sind dann manchmal nicht gut. Und dann entwickelt sich das Leben ganz anders. Und dann kommt da so ein Carl Christian Kollhoff mit einem Buch und sagt: lies das mal, hilft dir vielleicht, raus zu kommen aus dem, was dir nicht gut tut. Für mich ist Carl einer, den ich als Engel nennen würde. Einer, der die Welt ein Stück besser macht.

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  • Sabine Kurth

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