Die Morgenandacht Die Entdeckung der Langsamkeit

Sabine Kurth
Sabine Kurth

Die Morgenandacht Die Entdeckung der Langsamkeit

Sommerzeit ist Bücherzeit. Im Urlaub schmökern viele Menschen tagelang. Endlich ohne Pausen zum Arbeiten oder für andere Dinge des Alltags. Pastorin Sabine Kurth stellt in dieser Woche Bücher vor, die sie begleitet und bewegt haben. Heute den Roman "Die Entdeckung der Langsamkeit" von Sten Nadolny.

Bild: Radio Bremen

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Sommerzeit ist Bücherzeit. Im Urlaub schmökern viele Menschen tagelang. Endlich ohne Pausen zum Arbeiten oder für andere Dinge des Alltags. Pastorin Sabine Kurth stellt in dieser Woche Bücher vor, die sie begleitet und bewegt haben. Heute den Roman "Die Entdeckung der Langsamkeit" von Sten Nadolny.

Als ich dies Buch vor ein paar Jahren anfing zu lesen, mochte ich es nicht. Mit jeder gelesenen Seite macht es mich kribbeliger. Doch ich wollte das Buch unbedingt lesen. War es doch eine Empfehlung einer Freundin, die mich ziemlich gut kennt. Die vor ein paar Wochen noch zu mir sagte: Du bist doch so eine, die mit 180 km in die Garage fährt und sich dann wundert, dass es knallt. Langsamkeit - ganz klar nicht meine Stärke. Das Buch ist eine Mischung. Die Langsamkeit auf der einen Seite ist der rote Faden der sich durchzieht. Auf der anderen Seite bekommt man Einblick in das Leben eines Seefahrers und Abenteuers.

Der Autor lässt mit wenigen Worten und schlichten Sätzen die Welt des 18.-19. Jahrhunderts entstehen. Mittendrin John Franklin, der die Welt nur langsam aufnehmen und verarbeiten kann. Er bereist die Welt als diese noch nicht richtig vermessen und auf Karten eingezeichnet war. John war schon als Kind nicht der Schnellste. Doch er macht aus dieser Einschränkung eine Tugend. Mit jeder Seite bekommt man immer mehr Einsicht in seine Gedanken und die Sicht auf die Welt. Wodurch sich für mich scheinbar die Zeit beim Lesen verlangsamt. Was für mich am Anfang so lästig war, entwickelt sich bald zum Vergnügen. Mit jeder Seite kann ich es immer mehr genießen, dass John alles langsam anging. Sich Zeit ließ, um Dinge wahrzunehmen. Um nachzudenken über Gehörtes. Wirklich im Hier und Jetzt zu sein.

"...Als ich das Buch fertig gelesen hatte, hatte ich ein rundum gutes Gefühl. Ich war sogar traurig, dass es nicht noch weiter ging mit John und seiner Beschreibung der Welt. Es hat mir gut getan. In der Langsamkeit und Ruhe kann so viel Kraft liegen, wenn ich mich darauf einlassen kann. Dieses Buch hat mir gezeigt, nicht immer nur zu hetzen und alles schnell schnell zu erledigen. Es hat mich fragen lassen, wo mir im Leben Langsamkeit viel besser tut.

Dazu hätte ich das Buch eigentlich nicht gebraucht, würde ich öfter an den Anfang der Bibel denken. Gott hat den Menschen nämlich einen ganzen Tag zum Entschleunigen und Erholen geschenkt: Den Sonntag. Er ist ein sehr guter Tag für die Entdeckung der Langsamkeit.

Autor/Autorin

  • Sabine Kurth

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