Die Morgenandacht Monika – eine Heilige mit Beigeschmack

Andreas Egbers-Nankemann

Die Morgenandacht Monika – eine Heilige mit Beigeschmack

Ist es sinnvoll, eine Heilige zu verehren, die sich von ihrem jähzornigen Ehemann demütigen ließ? Andreas Egbers-Nankemann hat Zweifel.

Bild: Radio Bremen | Marin von Minden

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Ist es sinnvoll, eine Heilige zu verehren, die sich von ihrem jähzornigen Ehemann demütigen ließ? Andreas Egbers-Nankemann hat Zweifel.

Heute feiert die katholische Kirche das Fest der Heiligen Monika. Ihr wird das Patronat für Frauen und Mütter zugesprochen. Meine Recherchen stimmen mich allerdings nachdenklich. Monikas Vita wird geprägt durch ihren Umgang mit zwei Männern, einerseits durch die Beziehung zu ihrem Ehemann Patricius, andererseits durch die Nähe zu ihrem Sohn Augustinus. Verschiedene Quellen beschreiben den Ehemann als jähzornigen, unbeherrschten Menschen, der regelmäßig Ehebruch beging. Doch Monika hielt zu ihm.

Wenn seine Wutausbrüche verraucht waren und sich Patricius beruhigt hatte, führte sie ihm auf sanfte Weise sein schlechtes Benehmen vor Augen und hoffte auf sein Einsehen. Es heißt, "sie war stets bemüht, den Frieden in der Ehe zu wahren". Ihre Methode: das Abwarten, Geduld und vor allem das Gebet. Das machte sie zum Vorbild für viele Frauen. Schließlich erlebte Monika die Bekehrung ihres Mannes, der auf seinem Sterbebett getauft wurde.

Irgendwie finde ich den Gedanken erschreckend, dass eine Frau zu ihrem jähzornigen und gewalttätigen Ehemann hielt und sich jahrelang demütigen ließ. Kann das Verhalten vorbildlich sein? Häusliche Gewalt und Erniedrigung durch den Ehepartner geschieht auch heute noch, und wahrscheinlich viel zu häufig. Ebenso halten auch heute noch viele Frauen Gewalt in der Ehe aus. Die Gründe dafür mögen vielfältig sein, doch sollten sie nicht mit dem christlichen Glauben oder dem Willen Gottes gerechtfertigt werden. Die christliche Ehe fußt auf gegenseitiger Wertschätzung, Treue und eben Liebe. Wer liebt, will, dass es dem Partner oder der Partnerin gut geht, dass er oder sie glücklich ist.

Zurück zur heiligen Monika. Auch unter ihrem Sohn Augustinus hat sie gelitten. Er war ein äußerst begabter Philosoph und Rhetoriker, dem eine vielversprechende Karriere bevorstand. Zum Verdruss seiner Mutter wandte sich Augustinus vom Christentum ab und ließ sich auf philosophische Strömungen ein. Monika weigerte sich sogar, Augustinus, nachdem er Manichäer geworden war, in ihr Haus zu lassen. Schweren Herzens ertrug sie diese Entscheidung ihres Sohnes, jedoch nur unter ständigen Mahnungen und intensivem Gebet. Schließlich konnte sie auch bei ihrem Sohn miterleben, dass dieser sich doch für den christlichen Glauben begeisterte und die Taufe empfing. Monika dankte Gott, dass er ihre eindringlichen Gebete erhört hatte.

Auch hier fällt es mir schwer, das Vorbildliche bei Monika zu sehen. Ist es nicht Aufgabe einer Mutter, ihren Sohn dabei zu unterstützen, dass er seinen eigenen Weg findet zu einem verantwortungsbewussten, erfüllten Leben? Stattdessen drängt sie ihn, ihren Idealen zu folgen. Dies hat für mich den Beigeschmack des Übergriffigen. Beeindruckt bin ich aber vom Glauben dieser Heiligen, von ihrem Vertrauen auf das Gebet. Sie sucht Hilfe bei Gott und betet intensiv für die Menschen, die ihr am Herzen liegen.

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