Die Morgenandacht Orientierung auf See und auch im Leben

Johannes Gebbe
Johannes Gebbe

Die Morgenandacht Orientierung auf See und auch im Leben

Auf dem Meer sind Seezeichen lebenswichtig, meint Pastoralreferent Johannes Gebbe. Orientierung brauche jede/r aber auch für sein Leben.

Bild: Katholischer Gemeindeverband Bremen

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Auf dem Meer sind Seezeichen lebenswichtig, meint Pastoralreferent Johannes Gebbe. Orientierung brauche jede/r aber auch für sein Leben.

Helgoland stand schon lange auf der Liste unserer Urlaubsziele. Da kommt man nur mit dem Schiff hin. Weil wir aber von Bekannten gehört hatten, dass die Überfahrt nicht ganz ohne ist, kam es bislang nicht dazu. Bei rauer See kann sie nämlich sehr ungemütlich werden. Aber in diesem Sommer war es endlich so weit: Urlaub auf Helgoland. Sicherheitshalber waren Reisetabletten mit im Gepäck, und wir hatten auch gelesen, wie man am besten mit Reiseübelkeit umgeht. Als wir das Schiff bestiegen, fanden wir im Innenbereich bei den Sitzgelegenheiten auch überall Spucktüten – die Erzählungen waren also nicht übertrieben.

Wir hatten Glück. Es war eine wunderbare Überfahrt – ruhige See und Sonnenschein. Wir saßen draußen und konnten schön über das Meer blicken, vorbei an den Wegmarkierungen im Wasser, die die Fahrrinne im Watt markierten, an Bojen und Seezeichen und an manchen anderen Schiffen. Wir hatten uns eine Karte gekauft, auf der auch der Bereich der Deutschen Bucht mit allen Schifffahrtswegen und Schifffahrtszeichen abgebildet war. Wir wollten ja wissen, wo wir sind. Und auf dem Meer fällt die Orientierung nicht so leicht, es sieht ja alles blau aus. So haben wir gelernt, dass es ganz unterschiedliche Orientierungshilfen gibt: Grüne oder rote Tonnen und Baken, die die Grenzen der Fahrrinne markieren, gelb-schwarze oder rot-schwarze für gefährliche Stellen, rot-weiße für das sichere Fahrwasser und noch manche mehr. Damit fiel uns die Orientierung recht leicht.

Orientierung ist wichtig, nicht nur auf dem Meer. Auch in meinem Leben brauche ich immer wieder Orientierungshilfen, damit ich den richtigen Weg nicht verliere. Das gilt im wörtlichen wie übertragenen Sinn. Beim Autofahren helfen mir eine Straßenkarte, Verkehrsschilder oder das Navigationssystem, beim Kochen Rezepte, beim Bauen eine Bauanleitung und so weiter.
Orientierung für meine Lebensgestaltung finde ich da aber nicht unbedingt. Mir ist da ein Sprichwort wichtig geworden, das mir immer wieder Orientierung gibt: Was du nicht willst, das man dir tut, das füg‘ auch keinem anderen zu. Diesen Satz kennen Sie vielleicht, er taucht in vielen Religionen auf und ist auch als "Goldene Regel" bekannt.

Dieser Satz fordert mich immer wieder heraus, denn er verlangt, dass ich die Perspektive wechsle. Dass ich nicht nur auf mich schaue, auf meine Wünsche und Bedürfnisse, sondern dass ich ebenso die Wünsche und  Bedürfnisse meines Gegenübers in meine Entscheidung einbeziehe. Dieser Blick bewahrt mich vor Egoismus. Im Wissen, dass mein Gegenüber genauso wichtig und wertvoll ist wie ich, kann ich dann einen Weg gehen, der uns beiden Raum zur Entwicklung und Entfaltung bietet.
So wie auf dem Meer: halten sich alle an die Seezeichen, bietet die Fahrrinne auch Platz für alle Schiffe.

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