Die Morgenandacht Starkes Frauenleben

Pastorin Andrea Schneider erinnert an die biblische Geschichte, in der Jesus eine Frau mit einer unstillbaren Menstruation heilte. Er scheute keine Tabus, die zum Teil heute noch bestehen.

Im Lukasevangelium steht eine sehr merkwürdige Geschichte – die von der "blutflüssigen Frau": Da ist der prominente Wanderprediger Jesus, mal wieder eng umringt von einer Menge Menschen, die alle irgendwas von ihm wollen. Und da ist eine Frau, die seit 12 Jahren an einer unstillbaren Menstruationsblutung leidet. Kein Zyklus, nicht berührt werden von einem Mann. Unrein, ausgegrenzt leben. Unzählige, peinliche, erniedrigende Behandlungsversuche. Ohne Erfolg. Ihr ganzes Geld hat sie dabei verloren. Mehr noch: Ihre Lebenskraft als Frau. Wer ist sie noch – so ausgepumpt, so wund – körperlich, seelisch.

Ein allerletzter Versuch. Jesus anzusprechen, traut sie sich nicht. Noch dazu mit diesem unaussprechlichen Frauen-Thema. Nur ganz leicht zieht sie von hinten an seinem Gewand. Ein sprachloser Hilferuf. Und in diesem Moment spürt sie es: Stillstand. Das Auslaufen hört auf. Kraft strömt ein. Jesus, im Gedränge, dreht sich um: Was was das? Wer war das? Er sieht die Frau an. Und sie muss sich zeigen. Sich aus-sprechen. Und das tut sie. Zitternd und zagend. Fasst ihren Schmerz in Worte. Erzählt dem fremden Mann ihre intime Frauengeschichte. Echt stark. Den Umstehenden stockt der Atem. Jesus sagt zu der Frau: "Meine Tochter! Geh in Frieden."

Frieden, Schalom – das meint ein inneres und äußeres Gleichgewicht. Ein Leben im Rhythmus. Auch im Bio-Rhythmus als Frau. Leben empfangen, Leben weitergeben, und irgendwann das Ende von all dem. Junge Frau sein, älter werden, schließlich alt sein. Aber in all diesen unterschiedlichen Phasen an-gesehene Tochter Gottes sein. Die ihr ganz eigenes Leben lebt.

Heute, am 18.Oktober, ist Welt-Menopause-Tag. Seit 1984 macht er aufmerksam auf die Bedeutung und Auswirkungen der weiblichen Menopause. Die ist keine Pause, sondern die Phase der abnehmenden und dann endenden Fruchtbarkeit, die jede Frau erlebt, meist im Alter zwischen 45 und 55, und nur ein Drittel als problemlos.
Anders als in der Generation vor uns wird heute diese Lebensphase enttabuisiert durch eine Fülle von Informationen und Hilfsangeboten. Zum Glück. Frau kann offen darüber reden, selbstbewusst dazu stehen. Und die sogenannten "Wechseljahre" auch als Chance für Neues sehen. Der Welt-Aktions-Tag zur Menopause heute und die alte Erzählung von Jesus, der eine durch ihr Frauen-Leiden verstummte Frau sprachfähig gemacht, ja geheilt hat – fast 2.000 Jahre liegen dazwischen. Interessant, mal beides zusammen wahr-zunehmen.