Die Morgenandacht Größer als alles Leid
Standdatum: 25. Januar 2025.
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Der Apostel Paulus stellt die kommende Herrlichkeit über das Leid, mag es auch noch so groß sein. Christof Haverkamp sieht darin den tiefen Glauben an eine bessere Welt.
Der Apostel Paulus zählt zu den bedeutendsten Persönlichkeiten in der Geschichte der Kirche. Wohl der herausragendste Missionar im Urchristentum und einer der ersten christlichen Theologen. Er war ein gebildeter Jude, der drei Sprachen beherrschte: Hebräisch, Griechisch und Latein. Zunächst verfolgte er die Christen, bis er seine Bekehrung erlebte. Daran erinnert die katholische Kirche immer am 25. Januar, also heute. Nach seiner Bekehrung verkündete Paulus vor allem den Nichtjuden im Gebiet der heutigen Länder Türkei und Griechenland das Evangelium. Der Apostel war ein streitbarer Mann. Aber er hat auch immer wieder den ersten Schritt zur Versöhnung gemacht.
Paulus verfasste zahlreiche Briefe, die im Gottesdienst vorgelesen werden: den Brief an die Epheser, an die Galater und an die Thessalonicher zum Beispiel, an die Korinther, an die Römer und andere urchristliche Gemeinden. Von Paulus stammt auch der berühmte Dreiklang von Glaube, Hoffnung und Liebe. Intensiv hat er über das Leid und über die Hoffnung nachgedacht. Er musste auch selbst viel Leid ertragen: Man wollte ihn steinigen und geißeln, und er litt unter einer Krankheit, möglicherweise Epilepsie oder Migräneanfälle. Er stand vor Gericht – und mehrmals wurde er gefangen genommen. Die harte Realität war ihm also durchaus vertraut. Dennoch verlor er nie die Hoffnung, und das hing mit seinem Glauben zusammen. Mit Weitblick hat er die Vision einer gerechten Welt geteilt, die Jesus vor Augen hatte.
Im Römerbrief hat Paulus einen Satz geschrieben, der es in sich hat: "Wir urteilen nämlich, dass die Leiden der jetzigen Zeit nicht aufkommen gegen die kommende Herrlichkeit, die an uns offenbar werden wird." In der Übersetzung der Lutherbibel heißt es: "Wir urteilen nämlich, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden wird." (Röm 8, 18) Auf den ersten Blick mag das zynisch klingen: Leiden, die nichts bedeuten, die nicht ins Gewicht fallen. Als wollte Paulus das immense Leid der vielen Betroffenen und Opfer kleinreden, verharmlosen. Aber so ist es nicht.
Auch wer an Christus glaubt, erfährt Leid und Schmerzen, Enttäuschungen, Verluste und Qualen. Aber was Paulus meint, ist: Selbst wenn das Leid so ungeheuer groß ist – die Herrlichkeit ist unendlich größer. Paulus will das Leid und die Herrlichkeit nicht gegeneinander ausspielen, sondern in Kontrast setzen. Mit der Herrlichkeit meint Paulus die Herrlichkeit der Auferstehung, das ewige Leben, das Reich Gottes. (Röm 14,17). Das ist nicht billige, oberflächliche Vertröstung aufs Jenseits, sondern der tiefe Glaube an eine bessere Welt. Nach Ansicht von Paulus dürfen, sollen und müssen die Gläubigen zum Himmel schauen. Aber sie dürfen die Augen nicht vor dem verschließen, was in ihrer Umwelt passiert.