Auf der Bühne Liebeswahn im Glitzerland
Standdatum: 10. Februar 2025.

Die Oper "Benedict et Beatrice" am Theater Bremen ist eine unkonventionelle Inszenierung. Nichts für Opern-Puristen, aber: Die Inszenierung funktioniert.
Worum geht es?
Die Oper basiert auf dem Stück "Viel Lärm um Nichts" von William Shakespeare. Hector Berlioz hat in seiner Umsetzung des Werkes vor allem die Liebesgeschichte von Beatrice und Benedict aufgegriffen; sie ist die Nichte eines Fürsten, er ein Soldat, der gerade aus dem Krieg zurückgekehrt ist. Aber: Die beiden hassen sich bis aufs Blut. Deswegen machen es sich ihre Freunde und Verwandten zur Aufgabe, die beiden mit ein paar Schwindeleien und Intrigen zu verkuppeln. Das ist dann auch die ganze Geschichte der Oper, denn die dramatischen Teile des Shakespeare-Originals hat Berlioz schlichtweg rausgelassen und sich nur auf das widerspenstige Liebespaar konzentriert.

Was gab es zu sehen?
Die Kostüme sind in schrille Pink- und Rosatöne gehalten und mit viel Glitzer ausgestattet. Auf der Bühne bestimmten grüner Kunstrasen und überdimensionierte Plastikpflanzen das Bild. Das verleiht den Eindruck, als befinde man sich in einer geschönten Social-Media-Welt – unterstützt wurde das vom Ensemble, das ständig Smartphones in der Hand hatte.
Die Oper ist eine Opéra-comique, das heißt: Der Text zwischen den musikalischen Stücken wird nicht gesungen, sondern gesprochen. Das Theater Bremen hat die beiden Hauptrollen doppelt besetzt: Für Beatrice und Benedict treten immer zwei Personen auf die Bühne, ein Sänger oder eine Sängerin und ein Schauspieler oder eine Schauspielerin.
Was sagt unsere Kritikerin?

Die Aufteilung der Titelrollen war eine richtige Entscheidung, weil das dem Stück Tempo und auch Tiefe verliehen hat. Denn: Die Musik von Berlioz ist zwar schön, aber etwas langweilig. Mit den großen Schauspielanteilen wurde das gut überbrückt. Sowohl die Schauspieler Mirjam Rast und Christian Freund als auch die Sänger Ulrike Mayer und Oliver Sewell brillieren in ihren Rollen als Beatrice und Benedict.
Ein Highlight war der Umgang mit dem Urtext der Oper: Den Text hat das Theater Bremen modernisiert (Dialogfassung: Nina Maria Metzger), das war ein echter Gewinn. Außerdem haben Ensemble und auch Dirigent Stefan Klingele immer wieder die vierte Wand zum Publikum gebrochen und die Geschichte mal witzig, mal kritisch kommentiert – das hat für ein peppiges Gesamtpaket gesorgt.
Wer sollte sich die Inszenierung anschauen?
Echte Opern- und vor allem Berlioz-Puristen werden der Inszenierung wenig abgewinnen können, denn die Musik tritt ein wenig in den Hintergrund. Aber wer sich auf einen etwas unkonventionellen, sehr modernen und vor allem unterhaltsamen Theaterabend einlässt, der ist bei "Beatrice et Benedict" genau richtig.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 10. Februar 2025, 12.35 Uhr