Auf der Bühne Körper im Widerstand: "Resisting bodies" in der Schwankhalle
Tanz-Doppelabend von Of Curious Nature
Standdatum: 25. Januar 2025.
Wie gehen wir mit den Krisen in der Welt um? Wie schaffen wir es, Widerstand gegen das Ohnmachtsgefühl zu leisten? Genau diesen Fragen geht das Tanzstück "Resisting bodies" in der Schwankhalle in Bremen nach.
Worum geht es?
Zwei Choreografen, Hannah Ma wie auch Samir Calixto, haben sich dem Thema "Umgang mit Krisen" angenommen und zwei Versionen von "Resisting bodies" geschaffen – von beständigen, von sich wehrenden Körpern auf der Bühne. Bei Samir Calixto war es mehr ein Aufbäumen und ein Suchen nach etwas anderem, etwas Schönerem. Hannah Mas Stück ist komplexer, aber gleichzeitig auch sanfter. Es werden Videos von Krisengebieten gezeigt, Fotos von verlorenen Schuhen – aber nie explizit Gewalt. Die Fotos der Schuhe hat sie von Bekannten gesammelt, von Menschen, die verschollen oder verstorben sind auf Flucht oder in Kriegsgebieten. Und auch das Publikum wurde am Anfang dazu aufgefordert, die Schuhe auszuziehen und an den Rand zu stellen: Als Symbol, denn auch wir sind Teil der Krisen, wir können uns nicht einfach herausziehen und draufschauen.
Was gab es zu sehen?
Bei Samir Calixto sieht man die Tanzenden erst in ganz schwarzen, engen Latexanzügen auf der Suche nach Licht, das in Linien oder Lichtkegeln auf die Bühne fällt. Gegen Ende schälen sie sich aus den Anzügen heraus, sind fast nackt und tanzen ekstatisch. "Fulgence" heißt das Stück, was "das Strahlende" bedeuten soll. Für Samir Calixto suchen die Figuren auf der Bühne das Menschliche: "This capacity to empathize, the capacity to go over the top with our emotions." Also: Die Fähigkeit der Empathie, die Fähigkeit mit unseren Emotionen zu übertreiben. Aber er sagt auch: Das sei nicht das Ideal, nicht das Ziel: "But somehow we have to fall between the representation of the beings that I put on the stage and their final state. None of them is ideal. We are in search for the balance." Er sagt also: Wir müssen die Mitte schaffen zwischen dem ersten Teil, den suchenden Wesen, und der Extase des zweiten Teils – wir müssen beidem widerstehen. Widerstehen, entweder zu kalt zu werden oder durchzudrehen.
Bei Hannah Mas Stück wird im Kontrast zu dem harten Thema sehr sanft miteinander getanzt auf der Bühne – immer mal allein, sich verlierend, aber immer wieder auch zu der Gruppe, zu der Gemeinschaft zurückfindend.
Was sagt unsere Kritikerin?
Das Thema, wie wir mit den Krisen umgehen, ist super spannend und deswegen auch genau richtig, dass nicht nur eine Möglichkeit, sondern gleich zwei aufgezeigt wurden. Und beide haben diesen sehr versöhnlichen Angang, der mir gut gefällt: Die Antworten im Menschlichen oder im Gemeinsamen zu suchen. Mir haben manchmal ein wenig die Erklärungen gefehlt, ich konnte mir nicht direkt alles erschließen – aber das muss man beim Tanz ja vielleicht auch gar nicht. Es darf primär auch einfach ein Abend sein, an dem man sich beeindruckende Bewegungen und Emotionen anschaut – und so ein Abend war es allemal.
Dieses Thema im Programm: Sendedatum: 28. Januar 2025, 11:00