Im Porträt Warum das Herz dieser Künstlerin für Bremer Häuser schlägt

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Porträt von Isa Fischer an einen Baum gelehnt.
Isa Fischer hat vor knapp 12 Jahren den Weg als freie Künstlerin eingeschlagen. Bild: Kerstin Rolfes

Isa Fischer zeichnet draußen direkt vor ihrem Motiv. Mit Zeichentusche, Feder und Pinsel porträtiert sie Bremer Wohnhäuser, Geschäftsgebäude, aber auch Industriebauten, Baudenkmäler und Schiffe.

Wenn Isa Fischer zu Tusche und Pinsel greift, dann steht sie nicht etwa im Atelier, sondern klemmt sich ihren Klappstuhl unter den Arm. Den baut sie vor Bäumen oder Häusern auf und saugt dann stundenlang ihre Details auf. "Ein Haus hat auch immer eine Ausstrahlung, also ich erkenne das immer schon so ein bisschen. Das hat dann oft so eine Seele", erzählt sie. Dass sie dafür stundenlang draußen sein darf, freut sie umso mehr: "Temperatur, Sonneneinstrahlung, Schatten, Leute, die vorbeikommen, Wind – das ist eine viel, viel sinnlichere Arbeit als in einen Computer-Bildschirm zu schauen, eine Maus zu bewegen und da was zu gestalten."

Mit 100 Häusern fing alles an

Isa Fischer hat an der Kunsthochschule Bremen studiert und viele Jahre als selbständige Grafik-Designerin gearbeitet. Im Alltag hatte sie sich eingerichtet, sich etabliert, aber irgendwann auch gemerkt: "So viel ändert sich bei mir nicht mehr." Mit Mitte 40 entschied sie sich, nun das Zeichnen zum Mittelpunkt ihres Lebens zu machen: "Ich wollte einmal probieren, mindestens ein Jahr lang zu zeichnen." Einige Monate lang fertigte Fischer ganz ohne Auftrag 100 Zeichnungen von Bremer Häusern an, die ausgestellt wurden und aus denen ein Buch entstand. Die Basis für ihre heutigen Auftragsarbeiten.

Menschen stellen sich daneben, gucken zu und freuen, dass ich die Stadt oder ein Gebäude so würdige.

Isa Fischer über Passanten, die ihr beim Zeichnen zusehen
Aquarell von Isa Fischer zeigt ein älteres Backsteingebäude.
Ob Wohn- oder Geschäftshaus: Isa Fischer bietet Zeichnungen in aquarellierter Tusche an. Bild: Isa Fischer

Alle Zeichnungen, die Isa Fischer derzeit anfertigt, entstehen draußen vor dem Motiv. Das schönste Kompliment, dass sie für ihre Zeichnungen bekommen hat? Dass ihre Bilder zeigen, wie die Menschen in Bremen ihre Stadt sehen und fühlen. "Das merke ich ganz doll, wenn ich zeichne. Menschen stellen sich daneben, gucken zu und freuen sich, dass ich die Stadt oder ein Gebäude so würdige und ehre mit meinen intensiven Beobachtungen und Zeichnungen."

Es ist jedes Mal ein sehr, sehr schöner Moment, wenn ich das fertige Bild den Menschen übergebe.

Isa Fischer freut sich über die Rückmeldungen, die sie bekommt

Nach ihren ersten 100 Häusern hat Isa Fischer noch viele mehr in der Hansestadt gezeichnet. Manchmal setzen sich ihre Auftraggeber dazu, wenn sie zeichnet und erzählen bei einem Kaffee von der Geschichte des Hauses: "Es ist jedes Mal ein sehr, sehr schöner Moment, wenn ich das fertige Bild den Menschen übergebe, die es bestellt haben." Einen Auftrag hat sie mal abgelehnt. "Auch glatte Häuser können ganz, ganz schön sein. Wenn ich einen guten Blick habe über Eck oder wenn eine Seite im Schatten liegt oder gute Bäume davorstehen, kann das ganz schön sein. Da war aber nichts!"

Ihr Lieblingsbaum steht in den Wallanlagen

Aquarell von Isa Fischer zeigt einen Baum.
Neben Häusern zeichnet Isa Fischer regelmäßig Bäume, unter anderem in den Wallanlagen. Bild: Isa Fischer

Wenn sie nicht überzeugt ist, dass sie gute Arbeit abliefern kann, verzichtet die Ende-50-Jährige auf eine lukrative Arbeit und geht lieber in den Bürgerpark oder in die Wallanlagen und zeichnet privat. „Ich habe alles Mögliche ausprobiert. Eine Rotbuche in den Wallanlagen ist ihr Lieblingsbaum. "Der ist so seltsam gewachsen. So ein ganz wulstiger, dicker Stamm – und der gefällt mir unheimlich gut." Außerdem zeichnet die Griechenland-Liebhaberin mit großer Freude auf ihrer Lieblingsinsel Milos, wo sie am Wasser sitzen und die Boote in der Ferne beobachten kann, während das Wasser die Felsen der Insel umspült.

Austausch im "Kunst.Hafen.Walle" und mit den "Urban Sketchers"

Was ein bisschen zu kurz kommt bei ihr, ist die Zusammenarbeit mit anderen Künstlerinnen und Künstlern, sagt Isa Fischer: "Das ist schon eine sehr einsame Arbeit." Deswegen arbeitet sie beim "Kunst.Hafen.Walle" mit oder tauscht sich mit den "Urban Sketchers", einem weltweiten Netzwerk von Straßenkünstlern, über das Internet aus. "Da kann man gucken, was ist heute in China, in Kanada, in Italien gezeichnet worden."

Aquarell von Isa Fischer zeigt eine Stadt am Meer.
Isa Fischer zeichnet erst mit schwarzer Tusche, bevor sie dann mit Aquarellfarben Farbe ins Bild bringt. Bild: Isa Fischer

Stehenbleiben – das wollte Isa Fischer nie. Manchmal ärgert sie sich ein wenig, dass sie sich nicht früher getraut hat, das Zeichnen zu ihrer Hauptaufgabe zu machen. Anderen, die auch davon träumen, eine geheime Leidenschaft zum Beruf zu machen, rät sie: "Auf jeden Fall ausprobieren! Keine Angst haben! Denn was soll passieren?"

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 30. Mai 2024, 18:05 Uhr

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