Im Porträt Stark durch Theater: Diese Bremerinnen empowern Jugendliche
Standdatum: 13. Februar 2025.
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Kann Theaterunterricht Schülerinnen und Schüler wieder zusammenbringen? Sousan Osman und Nadia Makhali wollen mit ihren Theaterprojekten Jugendliche in Bremen stärken.
Ein Theaterkurs an der Oberschule am Leibnizplatz. Nadia Makhali schaut in die Gesichter ihrer Schülerinnen und Schüler und ermuntert sie zum Mitmachen. Wenn die 49-jährige Lehrerin Theaterunterricht gibt, dann geht es ganz viel ums Mitgestalten. Kommt zusammen, spielt und lacht und grübelt, das ist ihr Motto. "Das heißt, wir setzen kein fertiges Theaterstück vor, verteilen die Rollen und den Text, sondern es geht darum, gemeinsam in einer Gruppe etwas zu entwickeln", sagt sie.
Tausendsassa im Theaterbereich

Theater begleitet Nadia Makhali schon seit ihrer eigenen Schulzeit. Sie gehörte zu den ersten Jahrgängen in Bremen, die Theater im Abitur belegen konnten. Seitdem steht sie auf der Bühne. Seit 23 Jahren ist sie Lehrerin für Englisch, Deutsch und Darstellendes Spiel an der Oberschule am Leibnizplatz.
Ihre Begeisterung für das Theater teilt die Lehrerin gern mit ihren Schülerinnen und Schülern. Aber es ist nicht immer leicht: Die Herausforderungen an Schulen seien größer geworden. "Laut meiner Beobachtung (...) hat sich die Schülerschaft in den letzten Jahren sehr gespalten. Es gibt sehr motivierte, leistungsstarke, selbstbewusste Kinder und sehr verunsicherte Kinder, die wenig Rückhalt haben", erzählt sie. Theater könne diese beiden Gruppen wieder zusammenbringen, weil beide Gruppen trotzdem im Theaterbereich ganz Tolles leisten könnten.
Selbstbewusstsein stärken
Diese neuen Herausforderungen beobachtet auch Sousan Osman. Sie unterrichtet Darstellendes Spiel an der Oberschule Waller Ring. Sie hat Theaterpädagogik studiert und sieht in dem Fach ein großes Potenzia, um ganz anders an Jugendliche heranzukommen. "Man kann toll über Figuren sprechen, die den Jugendlichen vielleicht gar nicht so unähnlich sind. Aber wir sprechen im Schutz dieses Stückes über Themen. Und wir entwickeln Szenen, die das verhandeln", erzählt sie. "Das ist spannend, weil man dann merkt: Sie haben ganz viel auf dem Kasten."
Um nicht nur die leistungsstarken, motivierten Schüler zu erreichen, wünscht sich Sousan Osman oft mehr Zeit: "Wir haben noch so viel mehr Herausforderungen, die wir bewältigen müssen, generell an Schule. Oft habe ich Kurse, wo die Jungs auf der einen Seite stehen, separiert. Und auf der anderen Seite sind die Mädchen. Ich habe dann das Gefühl, wir sind in die 50er-Jahre zurückgefallen." Viele Jugendlichen seien tief verunsichert und wollen sich Ungewohntem nicht gern stellen.
Ich behaupte nicht, dass es immer gelingt, aber es ist eine Chance.
Nadia Makhali über ihre Wünsche
Nadia Makhali arbeitet in ihrem Unterricht weiter daran, die Jugendlichen als Gruppe zusammen zu bringen. Jeder, der auf der Bühne steht, bekommt ein wertschätzendes Feedback von den anderen. Einige, die zu Beginn der Stunde wenig mitgemacht haben, stehen jetzt mit auf der Bühne. "Da passiert zumindest schon einmal in den Köpfen was. Ich glaube, dass Schule insgesamt, aber insbesondere Theater da eine ganz gute Funktion übernehmen kann. Ich behaupte nicht, dass das immer gelingt. Aber es ist eine Chance", sagt Nadia Makhali. "Es wäre ein Traum für mich, wenn ich am Ende eines Schuljahres oder eines Projektes sagen kann: Da sind zwei Welten ein bisschen aufeinander zugegangen."
Lieblingsmenschen: Nadia Makhali und Sousan Osman
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Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Tag, 15. Februar 2025, 13:40 Uhr