Lieblingsmensch Vom geflüchteten Kind zum Schülerstar
Standdatum: 22. Juni 2024.
Als Lehrerin in Osterholz-Tenever steht Gilda Deinhard vor vielen Herausforderungen. Die meistert die Bremerin mit viel Humor und Engagement. Und sie hat selbst eine interessante Geschichte.
Gilda Deinhard ist Lehrerin und Konrektorin im Bremer Stadtteil Tenever. Sie unterrichtet an der Grundschule Andernacherstraße. Die Schule liegt inmitten von Hochhäusern. "Ich komme aus diesem Stadtteil. Ich bin hier groß geworden. Ich bin damals mit sechs Jahren nach Bremen gekommen und direkt in Osterholz-Tenever gelandet.
Die 41-Jährige kommt aus Ghana und weiß, wie es ist, in dem Bremer Stadtteil aufzuwachsen. Sie kennt die Strukturen und einige Eltern von früher. Das erleichtert ihr die Arbeit mit den Kindern und ihren Familien. "Die Nähe ist eine andere und auch eine Beziehung aufzubauen geht viel schneller", sagt Gilda Deinhard.
Sie ist gern Lehrerin. In ihrer Klasse trifft sie aber auf viele Herausforderungen: "Die Kinder sind halt einfach mit der Sprache noch nicht so weit, also ihr Wortschatz ist sehr gering. Das heißt, wir fangen wirklich ganz unten an", sagt sie. Ein weiteres, wenn nicht das größte Problem sei, dass Medien in den Kinderzimmern immer mehr gespielt werden. "Der Umgang hat sich erhöht. Das ist natürlich auch für uns als Schule sehr schwierig, das zu kompensieren", erzählt sie. Viele ihrer Schülerinnen und Schüler könnten gar nicht lange auf dem Stuhl sitzen und sich länger konzentrieren.
Sozialarbeiterin, Elterncoach, Seelentrösterin
Auch Gilda Deinhard hatte es nicht leicht, als sie mit sechs Jahren nach Deutschland kam. Sie konnte die Sprache nicht und musste sich in dem neuen Land zurechtfinden. Aber sie hat sich durchgebissen, Abitur gemacht und studiert. Geholfen haben ihr gute Vorbilder und die Unterstützung von zu Hause. "Meine Mutter hat mich immer gestärkt und stand bei allem, was ich mir irgendwie in den Kopf gesetzt habe, dahinter", erzählt sie. Für Gilda Deinhard war früh klar, dass sie einmal mit Kindern arbeiten wollte. Ihre Mathelehrerin und ihr Sportlehrer in der Abizeit haben sie beeindruckt und inspiriert. "So, dass ich gesagt habe, okay, wenn man so Lehrer sein kann, dann möchte ich das auch", sagt sie.
Außerdem spielt Sport in ihrem Leben eine große Rolle. Schon in jungen Jahren fing sie an, Handball zu spielen. Der Mannschaftssport habe sie zu dem gemacht, was sie heute ist: eine taffe junge Frau, Mutter von drei Kindern, Lehrerin und Konrektorin; und dabei oft auch Sozialarbeiterin, Elterncoach, Seelentrösterin.
Deshalb setzt sie sich dafür ein, dass sich die Kinder in der Schule möglichst viel bewegen. Und sie arbeitet gemeinsam mit der Klasse an einem sozialen und wertschätzenden Umgang. Sie übt mit den Kindern, den anderen etwas Nettes zu sagen. "Friedlich, freundlich, fair" lautet ihr Motto in der Klasse, das sie vehement vertritt.
Für die schwarzen Kinder in ihrer Schule ist sie eine besondere Vertrauensperson. "Ich bin die einzige afrikanische Lehrerin hier und für manche ist dann die Schwelle einfach ein bisschen niedriger, sodass die Kinder eine Identifikationsperson haben.
Sie möchte ein Vorbild sein und hat eine Botschaft: Sie wünscht sich mehr Vielfalt in der gesamten Gesellschaft: "Dass man irgendwie nicht nur im Weserpark eine Putzfrau sieht, die Afrikanerin ist, sondern dass es halt auch alle anderen auch machen. Und dass auch Afrikaner an der Kasse stehen können und an der Uni sein können oder jetzt in der Schule und überall in anderen Betrieben auch. Und ich glaube, dass halt mehr geht. Und dass halt die Möglichkeiten irgendwie unbegrenzt sind."
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 22. Juni 2024, 13:40 Uhr