Lieblingsmensch Diese Bremerin schenkt kranken Menschen Zeit und Gehör
Standdatum: 23. Dezember 2023.
Im Krankenhaus zu liegen ist für die meisten Menschen eine Ausnahmesituation. Einige Menschen bekommen wenig Besuch und im hektischen Krankenhausalltag fehlt jemand, an den sie sich mit ihren Sorgen und Ängsten wenden können. Um das aufzufangen, gibt es den ehrenamtlichen Besuchsdienst "Grüne Damen und Herren". Eine von ihnen ist Katharina Rahtjen.
Krankenpflegerinnen eilen über den weißen Flur der Inneren Medizin im St. Joseph Stift. Sie bringen Frühstückstabletts und kleine durchsichtige Plastikbecher mit Medikamenten zu den Patienten. In einem Zimmer sitzen drei ältere Frauen neben ihren Betten. Katharina Rahtjen setzt sich ans Bett neben die Patientinnen, reicht Wasser an, öffnet Teewurst- und Marmeladenpackungen und spricht mit den Frauen. Eine der Frauen fängt erst an zu essen, als sich Katharina Rathjen zu ihr setzt und ihr zuhört. Die Frau ist bedrückt, weil sie bisher noch keinen Besuch von ihrer Familie bekommen hat. Sie sprechen über die Kinder und Enkel der Dame und Katharina Rathjen macht ihr Mut.
Helfende Hände und ein offenes Ohr
Jeden Dienstag kommt die 71-Jährige ins St. Joseph Stift und besucht dort Menschen, die wenig Besuch bekommen oder besondere Unterstützung brauchen: "Den Patienten fehlt in erster Linie, dass jemand zuhört. Und sei es nur, dass man mal am Bett sitzt und sie einfach reden lässt. Manchmal ist es noch gar nicht mal so, dass man irgendeine Frage stellen muss. Da kommt jemand und sagt, ich hab' jetzt Zeit für sie."
Den Patienten fehlt in erster Linie, dass jemand zuhört. Und sei es nur, dass man mal am Bett sitzt und sie einfach reden lässt.
Katharina Rathjen vom ehrenamtlichen Besuchsdienst der Grünen Damen und Herren
Als sie vor sieben Jahren in Rente ging, fing sie mit dem Ehrenamt an. Eine Sache wollte sie anders machen als in ihrem Beruf als Pflegefachkraft: "Im Pflegeheim ging häufig vieles unter, durch viel Dokumentation, was auch immer sonst in der straffen Organisation gefragt ist. Ich bin aus dem Dienst gegangen und hab mich gefragt, nicht nur einmal, bist du heute auch allen gerecht geworden? Und das wollte ich ändern." An ihren weißen Kittel hat sie einen blaugrünen Button gepinnt. Darauf sind die "Helfenden Hände" zu sehen, das Symbol des Christlichen Besuchsdienst im St. Jospeh Stift. In vielen anderen Krankenhäusern tragen die ehrenamtlichen Besucher keinen weißen, sondern einen grünen Kittel. Daher kommt auch der allgemein bekannte Name "Grüne Damen".
Unterstützung der Pflegekräfte
Die Patientinnen und Patienten machen sich nicht nur Sorgen um ihre Gesundheit. Manchmal beunruhigen sie Dinge, die von außen betrachtet fast banal klingen: Wie mache ich das, wenn ich nach Hause komme, wie kaufe ich ein, wie koche ich mir was. Und auch emotional ist die Situation oft belastend. Mit ihren Gesprächen können die 32 "Grünen Damen und Herren" die Patienten unterstützen. Aber manchmal stoßen sie auch an ihre Grenzen. Vor der Coronapandemie waren sie noch doppelt so viele Ehrenamtliche. Die knapp bemessene Zeit der Pflegekräfte können sie nur zu einem kleinen Teil auffangen. Katharina Rathjen jedenfalls verbringt auch weiterhin jeden Dienstagvormittag an Krankenhausbetten und schenkt den Patientinnen und Patienten ihre Zeit.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 23. Dezember 2023, 13:40 Uhr