Im Porträt Sehnsuchtsort für alle Sinne: Maren Tapkens Kurhaus in Dangast
Standdatum: 8. August 2023.
Kunst, Kultur und Kuchen: Mit diesem Konzept wurde das Kurhaus Dangast zur Kultgastronomie. Seit fast zehn Jahren ist Maren Tapken die Chefin dieses malerischen Gasthofs, den ihre Familie schon seit 1884 betreibt.
"Kein Bild von mir ist ohne Dangast denkbar", soll der Maler Franz Radziwill mal gesagt haben. Radziwill lebte bis zu seinem Tod in dem kleinen niedersächsischen Küstenort am Jadebusen. Als der große Künstler am 12. August 1983 starb, war Maren Tapken gerade neun Jahre alt und spielte vermutlich am Strand. Denn die heutige Chefin vom berühmten Kurhaus ist in Dangast aufgewachsen und hat dort ihre Kindheit verbracht. Eine glückliche Kindheit, wie sie rückblickend lächelnd betont: "Es war immer super viel los und dann konnte man natürlich auch immer an den Strand, wir sind schwimmen gegangen. Es war gerade im Sommer das Paradies."
Immer wieder ist der Himmel anders!
Maren Tapken über ihre Heimat an der Nordsee
Im Sommer ist Hochsaison in Dangast und viele Gäste kommen für den Urlaub oder einfach an den Wochenenden in das Nordseebad. Für Maren Tapken ist Dangast aber kein flüchtiger Ort, sondern Heimat. Nur zum Studium der Kulturpädagogik und für die Ausbildung zur Hotelfachfrau hat sie diese verlassen und in Hamburg gelebt. Gemeinsam mit ihrem Partner, mit dem sie seit der Schulzeit zusammen ist und mittlerweile drei Kinder hat, kehrte sie dann aber direkt zurück nach Dangast. "Ich bin wirklich gerne hier. Ich bin froh, dass ich an diesem Ort bin", sagt Maren Tapken zufrieden. Langeweile kommt für sie nicht auf: "Jeder Tag ist anders. Immer wieder ist der Himmel anders".
Ein Ort für alle Generationen und Schichten
Vor zehn Jahren hat Maren Tapken dann das Kurhaus von ihrem Vater übernommen und führt damit die Familientradition in fünfter Generation fort. Dabei will sie den Geist des um 1800 erbauten Hauses bewahren: "Es soll ein Ort sein für alle! Wo sich alle wohlfühlen und alle Generationen zusammenkommen können - auch alle Schichten."
Deshalb gibt es dort auch kein Chichi. Stattdessen Selbstbedienung und alte Holzmöbel – und das soll auch so bleiben. Für diese Bodenständigkeit ist das Kurhaus Dangast berühmt. Das stellt Maren Tapken als Chefin aber auch vor Herausforderungen: "Manchmal empfinde ich es auch als große Last, weil es so bleiben soll, wie es ist, aber manche Dinge auch verändert werden müssen."
Kuchenglück mit Rharbarber
Unverändert ist seit Jahrzehnten das Rezept für den legendären Rhabarberkuchen, dessen Duft das alte Kurhaus während der Öffnungszeiten erfüllt. Die leicht angebräunte, süße Baiserhaube, unter der sich der saure Rhabarber versteckt, sorgt in dieser frisch gebackenen Kombination dafür, dass jedes Wochenende von weit her Gäste kommen, um diesen Kuchen zu probieren.
Was da genau drin ist, das verraten wir nicht!
Maren Tapken über den berühmten Rhabarber-Kuchen des Kurhauses Dangast
Auch Maren Tapken hat sich daran noch nicht satt gegessen. Sie isst ihn zwar "nicht jeden Tag, aber ich esse ihn zwischendurch" und weiß beim ersten Biss, dass auch diese Familientradition bewahrt werden will: "Es ist ein Rührteig, aber was da genau drin ist, das verraten wir nicht", sagt sie lachend.
So kommen Kunst und Kultur nach Dangast
Der Kuchen ist das eine, wofür das Kurhaus berühmt ist. Das andere ist die Kunst. Aber für Maren Tapken gehört das eigentlich zusammen: "Wo gibt es mehr Kultur, als da, wo man zusammenkommt und dann vielleicht bei einem guten Essen ein gutes Gespräch führen kann?".
Im Kurhaus hängen zahlreiche Bilder, auf dem Gelände stehen diverse Skulpturen. Nicht nur der berühmte Phallus direkt am Strand. Maren Tapken hat sich schon immer für Kunst interessiert und engagiert sich als 2. Vorsitzende der "Akademie Dangast Kunst und Kultur am Jadebusen": "Es macht was mit uns, dass wir uns damit auseinandersetzen. Dass wir in Diskurs gehen: Die Kunst spricht zu uns, wie sprechen wir zurück? Das ist für das Leben meiner Meinung nach ganz wichtig und existentiell."
Hier gibt es ganz viele Tage voller Glück.
Maren Tapken über ihr Leben in Dangast
Neben den Gemälden und den Skulpturen spielt auch die Musik eine wichtige Rolle in Dangast. Anfang der Achtziger Jahre hat die NDW-Band "Trio" einen ihrer ersten Auftritte im Kurhaus gehabt, vor wenigen Jahren dann die Indie-Band "Giant Rooks". Seit einigen Jahren unterstützt Maren Tapken zudem Festivalleiter Till Krägeloh beim "Watt en Schlick"-Fest direkt am Strand. Tausende Fans kommen dafür nach Dangast und erleben diesen besonderen Ort. Schon vor 100 Jahren hat er Künstlerinnen und Künstler angezogen – mit seiner Weite, dem Watt und den Wolken, die am Himmel vorüberziehen. Heute versucht Maren Tapken, all das zu bewahren. Auch wenn dies viel Arbeit für die Kurhaus-Chefin bedeutet. Aber das stört sie nicht, solange sie in Dangast ist. Denn "hier gibt es ganz viele Tage voller Glück", sagt sie und lächelt zufrieden.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 8. August 2023, 18:05 Uhr