Im Porträt Sabin Tambrea ist dankbar über das Geschenk der Freiheit
Standdatum: 10. Dezember 2024.
Als Schauspieler war Sabin Tambrea schon Vieles: Liebhaber, Mordverdächtiger, Jesus, Nazi, Transfrau oder Stalker. Sein Publikum kennt ihn von der Theaterbühne und vom Fernsehschirm – aber auch als Romanautor. In seinem neuen Buch "Vaterländer" erzählt Tambrea nun die Geschichte seiner rumänischen Familie.
Er ist zur Zeit wieder auf Lesereise: Der Schauspieler Sabin Tambrea hat nämlich gerade seinen zweiten Roman veröffentlicht. In "Vaterländer" erzählt er die Geschichte seiner Familie. Für ihn war es daher auch besonders schwer, einen angemessenen Erzählton für das Buch zu finden.
Mein Vater hat mir dieses zweite Land im Grunde geschenkt.
Sabin Tambrea über sein Aufwachsen in Deutschland
Tambreas Eltern haben sich Ende der Achtziger Jahre dazu entschlossen, Rumänien zu verlassen. Sie wollten ihren beiden Kindern eine bessere Zukunft ermöglichen und ihnen die Entbehrungen und Grausamkeiten ersparen, die der Diktator Nicolae Ceausescu den Bürgern aufgebürdet hat: "Mein Vater hat mir dieses zweite Land, in dem ich in Freiheit, in einer Demokratie, aufwachsen durfte, im Grunde geschenkt."
Das Schreiben hat Unerwartetes freigelegt
Den Erinnerungen an das Verlassen der Heimat und an den Neuanfang in einem fremden Land nachzuspüren, das hatte sich Sabin Tambrea zunächst leichter vorgestellt. Aber dann wurde das Schreiben für ihn zu einer Art Reise, die ihn auch persönlich erfüllt und weitergebracht hat: "Was ich auf dieser Reise entdeckt habe über meine eigene Vergangenheit, über Unaufgearbeitetes aus meiner Kindheit, das ich damals weggedrückt habe, um stabil meine Aufgaben erfüllen zu können, da bin ich mir ein Stückchen näher gekommen."
Sein Vater setzte sich allein im Ausland ab
Tambrea war ein Jahr alt, als sein Vater 1985 Rumänien verließ. Der Musiker hatte sich auf einer Orchesterreise zunächst nach Frankreich abgesetzt. In diesen Plan hatte er noch nicht einmal seine Frau einweihen können. Denn die Mitwisserschaft hätte auch sie und die Kinder gefährden können. Rodica Tambrea konnte ihrem Mann dann zwei Jahre später mit den Kindern, mit Sabin und seiner etwas älteren Schwester Alina, nach Deutschland folgen.
Es war mir ein großes Anliegen "Danke" zu sagen.
Sabin Tambrea über seine Motivation für sein zweites Buch "Vaterländer"
Hier lebte sich die Familie schnell ein. Vor allem, weil Sabin Tambreas Vater eine Stelle in der "Philharmonica Hungarica" bekommen hatte, ein Orchester für geflüchtete Musiker aus Osteuropa. Neben der Tatsache, dass Sabin Tambrea die Geschichte seiner Famile erzählen wollte, war ihm das Schreiben von "Vaterländer" aber auch einem anderen Grund wichtig: "Es war mir ein großes Anliegen "Danke" zu sagen, für das Leben, das wir hier führen dürfen und mir und der Leserschaft vielleicht ein bisschen bewusst zu machen, in was für einer priviligierten Situation wir hier leben."
Mit Ehrgeiz und Willen ins Schauspielfach
Sabin Tambrea sollte – wie seine Eltern – den Musikerberuf ergreifen. Obwohl er Preise im Landesjugendorchester gewann, war es sein Wunsch Schauspieler zu werden. Auch wenn es zunächst Absagen hagelte: "Damals war ich natürlich stinkesauer, dass mein Talent und mein Wille nicht gesehen werden wollten." Rückblickend aber, sagt er, war er damals noch nicht bereit für die Schauspielschule. Mit Ehrgeiz und Disziplin schaffte er es dann aber an die renommierte Ernst-Busch-Schauspielschule und spielte viele Jahre am Berliner Ensemble Theater. Bis ihn dann auch das Kino und Fernsehen entdeckte. Von König Ludwig bis Kafka, von Rübezahl bis Rudi, dem schwulen DDR-Modedesigner: Tambrea glänzt in allen Rollen. Und er komponiert sich zur Vorbereitung auf seine Charaktere immer seinen eigenen Sound.
Sabin Tambrea in der NDR Talkshow
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 10. Dezember 2024 , 18:05 Uhr