Die Morgenandacht Was machen die Verlierer?
Standdatum: 9. August 2024.
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Angesichts von Olympia denkt Diakon Klaus Elfert über Sportler nach, die nicht gewinnen. Enttäuschung aushalten, ist Lebenskunst, sagt er.
Dabeisein ist alles! Das beschwören die Sportler vor den Olympischen Spielen in jedem Interview. Aber glauben sie es selbst? Auf Fotos sehe ich oft etwas anderes. Ich sehe verzweifelte, fassungslose Gesichter und weinende Verlierer, wenn die erhoffte Medaille ausgeblieben ist. Da ist nur noch Enttäuschung pur! Das kann ich sogar gut verstehen: Monatelang haben sie sich vorbereitet und hart trainiert, um dann im entscheidenden Moment doch nicht zu siegen. Das ist bitter! Sehr bitter! Und jeder Sportler, jede Sportlerin wird einige Zeit brauchen, das zu verdauen. Aber noch viel bitterer finde ich, wie Sportler oft öffentlich abgewertet werden.
Wenn der Sieg ausbleibt, heißt es: "Er oder sie hat enttäuscht". Ob vierter Platz oder bereits im Vorlauf ausgeschieden: Der Sportler, die Sportlerin hat uns, die Zuschauerinnen und Zuschauer enttäuscht. Wir hatten so große Hoffnungen, und nun das! Verlierer müssen sich öffentlich erklären, weshalb sie nicht gesiegt haben. Wie konnten sie uns das antun! Dabeisein ist also doch nicht alles?
Mich bedrückt diese Entwicklung zunehmend. Natürlich wollen Spitzensportler gewinnen. Das finde ich normal. Gewinnen ist klasse. Dafür wird trainiert. Wunderbar, wenn es am Ende Medaillen dafür gibt. Darauf ist jeder Gewinner zu Recht stolz. Manchmal wird er oder sie sogar populär und kann damit noch Geld verdienen. So wird die jahrelange Schinderei anerkannt. Aber was machen alle anderen, die nicht gewonnen haben? Ich denke in dem Moment an die Vierer-Bob-Mannschaft aus Jamaika, oder den Skispringer Michael Edwards, besser bekannt als "Eddy the eagle". Sie stehen stellvertretend für so viele Sportler, die mit unfassbarer Freude für ihren Sport dabei sind.
Es können ja nicht alle gewinnen. Für mich verdienen sie auch eine Goldmedaille. Dass sie aushalten, was alles über sie gesagt, geschrieben und gedacht wird. Das ist wirklich grandios, wenn ein Mensch den Mut nicht aufgibt, auch wenn es nicht zu einem äußeren Erfolg gereicht hat. Bei vielen Sportlerinnen und Sportlern beobachte ich vor Beginn eines Wettkampfes oder Spieles, das sie ein Kreuzzeichen machen. Gar nicht unbedingt so schnell dahin gemacht, sondern oft in tiefer Gefasstheit. Ist Gottes Zusage und Begleitung gewünscht? Diese Frage kann ich nicht beantworten, höchstens erahnen. Ein starkes Zeichen ist es allemal, finde ich – es lädt zum Nachahmen ein.