Die Morgenandacht Gelassen das Gute suchen

Andrea Schneider
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Die Morgenandacht Gelassen das Gute suchen

Prüft alles und behaltet das Gute. Pastorin Andrea Schneider bedenkt in dieser Woche das kirchliche Jahresmotto aus den Paulusbriefen der Bibel. Heute geht es um gelassenes Prüfen des eigenen Lebens.

Bild: Bremische Evangelische Kirche

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Prüft alles und behaltet das Gute. Pastorin Andrea Schneider bedenkt in dieser Woche das kirchliche Jahresmotto aus den Paulusbriefen der Bibel. Heute geht es um gelassenes Prüfen des eigenen Lebens.

"Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden." Vielleicht kennen Sie dieses sogenannte "Gelassenheitsgebet". Es stammt aus den 1940er Jahren vom deutsch-amerikanischen Theologen Reinhold Niebuhr. Heute ist es sehr weit verbreitet – in unterschiedlichen Fassungen, auch ohne die Anrede "Gott". Es wird gedruckt auf Poster, Postkarten und Kaffeetassen, wird im Internet empfohlen als "Krisen-Coach". Das Gelassenheitsgebet beschreibt für das persönliche Leben, wozu die kirchliche Jahreslosung 2025 auffordert: "Prüft alles und behaltet das Gute!": Was will ich und was nicht, was kann ich ändern und was muss und darf so bleiben?

Das Gebet gehört von Anfang an zur Arbeit der Anonymen Alkoholiker und heute auch zu Treffen anderer Selbsthilfe-Gruppen. Die Teilnehmenden stellen sich im Kreis auf, halten sich an den Händen und sprechen es gemeinsam – oft noch so ergänzt: "Gib mir die Geduld für Veränderungen, die ihre Zeit brauchen, und Wertschätzung für alles, was ich habe. Toleranz gegenüber jenen mit anderen Schwierigkeiten und die Kraft aufzustehen und es wieder zu versuchen – nur für heute."

Auch einen politischen Akzent kann das Gelassenheitsgebet bekommen. Der evangelische Bischof Markus Dröge hat es während seiner Bischofszeit in Berlin so variiert – zur Frage, ob man als Christ mit Populisten sachlich streiten könne: "Gott, gib mir die Gelassenheit, den Vorwurf auszuhalten, ich sei lieblos, weil ich mich klar positioniere und mich nicht auf Gespräche einlasse, die keinen fairen Diskurs erwarten lassen; gib mir den Mut, Gespräche zu wagen, die die Chance der Wahrheitsfindung bieten und gib mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."

Und ein drittes Beispiel: Ein Freund von mir, leitender Arzt für Blutkrebs-Erkrankungen an einer Uni-Klinik und überzeugter Christ, hat das Gelassenheitsgebet in seinem Besprechungszimmer hängen – als Bild hinter dem Schreibtisch. Wenn ihm Patienten gegenübersitzen und er ihnen schwere Diagnosen und harte Behandlungsmethoden erklärt, dann haben sie auch dieses Gebet vor Augen. Und die sachliche Information hat sichtbar einen "Hintergrund". Dies führt zuweilen zu guten Gesprächen, die über Studien und Statistik hinausgehen – so erzählt mein Freund.
Ja, das Gelassenheitsgebet – schlicht, aber tiefgründig. Es hilft zum Prüfen, was gut sein kann. Gut ist in jedem Fall, dieses Gebet im Sinn zu behalten.

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  • Andrea Schneider

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