Die Morgenandacht Prüfen ohne Ende?

Andrea Schneider
Andrea Schneider

Die Morgenandacht Prüfen ohne Ende?

Prüft alles und behaltet das Gute. Pastorin Andrea Schneider bedenkt in dieser Woche das kirchliche Jahresmotto aus den Paulusbriefen der Bibel. Heute geht es um das endlose Prüfen und Verwerfen in der Internet-Welt.

Bild: Bremische Evangelische Kirche

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Prüft alles und behaltet das Gute. Pastorin Andrea Schneider bedenkt in dieser Woche das kirchliche Jahresmotto aus den Paulusbriefen der Bibel. Heute geht es um das endlose Prüfen und Verwerfen in der Internet-Welt.

"Prüft alles und behaltet das Gute!" –  dieses kirchliche Motto für 2025 wurde schon vor drei Jahren ausgewählt. Aber es ist superaktuell.
Denn auf allen Kanälen werden wir überflutet von News und Schmus, von populistischen Worten und geschönten Bildern. Da ist kritisches Prüfen dringend nötig. Aber davon abgesehen: Es gibt auch ein endloses Prüfen der unzähligen Möglichkeiten von To-Do oder Must-Have. Oft mit dem Ergebnis, am Ende gar nichts zu wählen.

Eine typische Erscheinung unserer Multi-Optionsgesellschaft. Sie hat einen offiziellen Namen: FOMO – Fear of missing out, die Angst, etwas zu verpassen. Beständig scrollen und switchen auf dem Smartphone, bei WhatsApp, TikTok, Instagram. Bei dieser Influencerin oder jenem Blogger. Immer online mit der Peergroup: Wo gibt’s das schickere Outfit, die wildere Party? Was machst du gerade? Mach ich mit oder nicht? Im Sekundentakt checken, vergleichen, beneiden. Was ist hip? Bin ich selbst top oder etwa hop? Die Angst, etwas zu verpassen, hat viele Gesichter. Sie kann sich noch verstärken als FOBO – Fear of better Options, die Angst vor besseren Möglichkeiten. Denn immer und für alles gibt es vielleicht eine bessere Wahl.

Müsste ich die nicht erstmal testen vor einer Entscheidung? Pizza oder Pasta? Kino oder Party? Auch diesen und jenen Job, diese und jene Paarbeziehung… Die unzähligen kleinen und großen Entscheidungen, die wir beständig treffen müssen, können überfordern, zu psychischen Problemen führen, zu einem inneren und äußeren Stillstand in aller Hektik. Interessant, dass es auch einen Gegen-Trend dazu gibt: JOMO – Joy of missing out, die Freude, etwas zu verpassen. Sich mal bewusst ausklinken, offline stellen. Zu sich kommen. Zu sich kommen.
Fragen, wozu habe ich eigentlich Lust? Ohne zu checken, was die andern gerade machen oder nicht. Nicht Bildern und Ideen anderer folgen, sondern dem eigenen Kopf und Bauch. Analog statt digital. Keine grundsätzliche Verweigerung, aber eine Pause. Das Leben einfach mal auf sich zukommen und geschehen lassen.

Mir ist eine andere Abkürzung eingefallen: AHAZ – Alles hat Zeit, (seine) Zeit. Ein Gedanke aus dem weisen Prediger-Buch in der Bibel. Da steht: Das vielfältige Leben hat einen sinnvollen, guten Rhythmus. In den kann ich mich einklinken, ja einschwingen. Für alles gibt es eine eigene, eine passende Zeit: Weinen und lachen. Schweigen und reden. Sich umarmen und sich trennen… Spannend: Mal das endlose Prüfen lassen und loslassen. Und sich entspannt drauf einlassen: Alles hat seine Zeit.

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  • Andrea Schneider

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