Die Morgenandacht Vor 45 Jahren am Altar ermordet

Klaus Hagedorn
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Die Morgenandacht Vor 45 Jahren am Altar ermordet

Oscar Romero wurde von seiner Kirche erst ausgegrenzt und später heiliggesprochen. Für Klaus Hagedorn ist der getötete Erzbischof ein Vorbild.

Bild: Katholischer Gemeindeverband Bremen

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Oscar Romero wurde von seiner Kirche erst ausgegrenzt und später heiliggesprochen. Für Klaus Hagedorn ist der getötete Erzbischof ein Vorbild.

Heute vor genau 45 Jahren wurde er am Altar erschossen – von einem bezahlten Scharfschützen: Erzbischof Oscar Romero aus El Salvador. Die Mörder wurden nie gefasst. Oscar Romero kritisierte die Militärdiktatur in seinem Land. Und es ging ihm wie dem brasilianischen Bischof Dom Helder Camara, der sagte: "Wir dienen dem Armen nicht durch Paternalismus: Hilfe von oben nach unten. Nicht das möchte Gott, sondern eine Beziehung von Bruder zu Bruder, von Schwester zu Schwester." – "Wenn ich den Armen Brot gebe, nennt man mich einen Heiligen. Aber wenn ich frage, warum die Armen nichts zu essen haben, dann werde ich als Kommunist beschimpft."

Wer so etwas sagt, stellt das herrschende System infrage. Damit fühlten die Profiteure des Systems ihre Interessen bedroht. Die Machthaber in El Salvador warfen Erzbischof Oscar Romero vor, seiner eigentlichen Aufgabe als Seelsorger untreu geworden zu sein. Doch er hatte nur auf neue Weise gelernt, "ewiges Heil" und "irdische Gerechtigkeit" miteinander zu verbinden.

Er betonte: "Solange die Kirche jenseitige Erlösung verkündet, ohne selbst in die realen Probleme dieser Welt einzutauchen, wird sie geachtet und gepriesen und sogar mit Privilegien überschüttet. Wenn sie aber… auf Tatsachen hinweist, die so viele ins Elend stürzen, wenn sie die Hoffnung auf eine gerechtere und menschlichere Welt verkündet, dann wird sie verfolgt und verleumdet, subversiv und kommunistisch genannt." – So äußerte er sich oft. Seine eigene Kirche stellte sich damals gegen ihn und warf ihm vor, er mische sich in die Politik ein. Er wurde ausgegrenzt – auch durch den Vatikan in Rom. Und seine Gegner in El Salvador erklärten ihn sozusagen für "vogelfrei".

Papst Franziskus hat Oscar Romero im Oktober 2018 heiliggesprochen, also kirchlich rehabilitiert. Für ihn ist Oscar Romero ein Vorbild. Sein Lebenszeugnis macht konkret, was der Papst selbst mit seiner Vision "einer armen Kirche mit den Armen" meint. Romero ist ein Beispiel für Bischöfe, "die nach ihren Schafen riechen" und die mit ihrer Herde unterwegs sind. Romero war in seinem Einsatz für Gerechtigkeit und Menschenrechte politisch. Für mich ist er ein wesentlicher Vorläufer darin, dass die Kirche eine politische Rolle im Engagement für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung übernimmt. Eine solche Rolle aus dem Glauben an Jesus den Befreier, Erlöser und Retter! Fragt man arme Menschen in El Salvador, was Romero für sie bedeutet, antworten sie: "Er hat die Wahrheit gesagt und uns verteidigt, und deswegen haben sie ihn umgebracht."

Wir erinnern und ehren Oscar Romero nur dann angemessen, wenn wir seinen Weg gehen: Wenn wir die Wahrheit über diese Welt sagen und den Opfern unsere Stimme geben; wenn wir die Frage nach den Gründen von Krieg, Armut und Ungerechtigkeit stellen; wenn wir Risiken und Konflikte in Kauf nehmen; wenn wir darauf setzen, dass Hingabe stärker ist als Egoismus – und die Liebe stärker als der Tod.

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  • Klaus Hagedorn

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