Die Morgenandacht Was Meister Eckhart von uns verlangt
Stand: 27. März 2025.
Die Morgenandacht Was Meister Eckhart von uns verlangt
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Mit sich selbst ins Reine kommen, ist schwer, sagt Pastoralreferent Klaus Hagedorn. Dafür braucht man nach einer Ansicht Übung und Zeiten der Stille.
Warum gibt es die Redewendung: "Dieser Mensch ist in Ordnung"? Das ist zweifellos sehr positiv gemeint. Auf einen Menschen, der in Ordnung ist, kann ich mich verlassen; bei ihm weiß ich, wie ich dran bin. Es tut mir gut, solche Menschen an meiner Seite zu wissen. Meister Eckhart, ein großer christlicher Mystiker und Theologe des Mittelalters, schrieb: "Wer mit sich im Reinen ist, der ist es an allen Orten und bei allen Leuten. Wer aber uneins ist mit sich, der ist es an allen Orten und bei allen Leuten." Also: Wer mit sich selbst im Lot ist, wirkt auch positiv auf andere. Wer die innere Mitte seines Lebens gefunden hat, strahlt Klarheit und Verlässlichkeit aus. Um ihn herum geschieht das, was in ihm ist: Alles kommt – "in Ordnung".
Für Meister Eckhart heißt Christwerden, sein Leben zu ordnen, es ordnen zu lassen. Alles im Glauben dient dazu, dass der Mensch heil werden soll in sich selbst – und so dann auch für andere. Nichts hält er von einem Vielerlei: hier ein bisschen Beten, da ein bisschen Arbeit, da ein bisschen Freizeit – und überall Unruhe und Hektik. Dieses innere und äußere Sich-Verzetteln ist für Meister Eckhart der Inbegriff der Heillosigkeit. Solange die geistliche Mitte fehlt, fehlt auch die innere Ordnung.
Merkwürdig nur: Ich beobachte an mir, dass ich mich sehne nach dieser inneren Mitte und Ordnung – und zugleich Angst verspüre. Ist es die Sorge, dass ich etwas versäume und zu kurz komme? Ist es der Ehrgeiz, der Wille zur Macht und zum Machen? Ist es Flucht vor mir selbst – weil ich mich irgendwie ungeordnet in diesen Krisenzeiten erlebe? Meister Eckhart jedenfalls mahnt unerbittlich: Sind wir mit uns selbst nicht im Reinen, taugt auch die beste Tat nichts, und alles ist letztlich vergeblich. Heute würden wir sagen: Vollgas im Leerlauf.
Mit sich ins Reine kommen – das bedeutet für Eckhart wesentlich auch: los-lassen zu lernen, sich von Gott in allem getragen zu wissen, so wie der Vogel vom Wind. Nichts fällt offenbar schwerer als das. Und es fällt nicht vom Himmel! Ich brauche für mich eigene Übungszeiten, in denen ich den Weg zur Mitte konzentriert suche und beschreite. Ich brauche mitten im Alltag geistliche Übungen, Exerzitien, Räume der Stille und Ruhe, Räume der Meditation und des Gebetes.
"Das Gebet stiftet die Weltordnung", hat im selben Sinn der jüdische Denker Franz Rosenzweig einmal gesagt. Es ist die Sprache meiner Sehnsucht, dass doch schließlich alles und alle wirklich "in Ordnung" seien und "in Ordnung" kommen mögen – wirklich geglückt und glücklich in ihrem Leben.