Im Porträt Schauspielerin Barbara Sukowa: Aus Bremen in die weite Welt
Standdatum: 5. September 2023.
Anfang der Achtziger wurde Barbara Sukowa durch ihre Rollen als "Lola" oder "Rosa Luxemburg" zum deutschen Filmstar. Seit rund 30 Jahren lebt die 73-jährige Schauspielerin in New York, doch geboren und aufgewachsen ist sie in Bremen. Hier besuchte sie das Kippenberg-Gymnasium, das damals noch ein reines Mädchengymnasium war.
2020 war Barbara Sukowa im Kinofilm "Enkel für Anfänger“ mit Maren Kroymann, Heiner Lauterbach und Günter Maria Halmer zu sehen. Der Film war so erfolgreich, dass eine Fortsetzung gedreht wurde: "Enkel für Fortgeschrittene". Keiner der Schauspielerinnen und Schauspieler zögerte, als das Angebot für die Fortsetzung der Komödie kam. Auch Barbara Sukowa, die sonst immer länger nachdenken muss, bevor sie ein Rollenangebot annimmt, sagte sofort zu: "Ich habe mich sehr gefreut, als dieses Buch kam. (…) Als ich das erste Buch gelesen habe, habe ich laut aufgelacht, und als dann die Fortsetzung kam, habe ich mich gar nicht mehr gefragt, 'Soll ich oder soll ich nicht?'"
Oft haben Kollegen gesagt: Du musst doch mal eine Komödie spielen!
Barbara Sukowa über ihre oft ernsten und tragischen Rollen
Sie war die "Mieze" in der Fassbinder-Verfilmung von "Berlin Alexanderplatz", sie war "Rosa Luxemburg" und "Hannah Arendt" unter der Regie von Margarethe von Trotta: Barbara Sukowa spielte viele große und oft tragische, ausdruckstarke Charakterrollen. Die "Enkel"-Filme sind die Komödienrollen, auf die Sukowa schon immer gewartet hat. Die 73-Jährige spielt darin die flippige Hippie-Rentnerin "Philippa" in Walle-Gewändern, die immer einen anarchistischen Spruch auf den Lippen hat und überall für Chaos sorgt: "Oft haben Kollegen zu mir gesagt: Du musst doch mal eine Komödie spielen! Weil ich eigentlich gar nicht so furchtbar ernst und tragisch im Leben bin.“
Im Kino mit "Enkel für Fortgeschrittene"
In "Enkel für Fortgeschrittene" betreuen die Freunde Karin, Georg und Philippa Kinder aus sozial schwächeren Familien in einem "Schülerladen". Philippa arbeitet hier, weil sie der Tochter, zu der sie lange keinen Kontakt hatte, einen Gefallen tun will. Karin, weil ihr das Leben zu eintönig geworden ist und der vereinsamte Georg findet auf diese Weise wieder einen Sinn im Leben. Im zweiten Teil geht es nachdenklicher zu als im ersten: "Es kommen auch ernste Fragen auf, weil es keine kleinen Kinder mehr sind. Die sind jetzt 13 oder 14. Die Kinder sind kritisch und es wird auch ein bisschen tiefer dadurch. (…) Es findet ein Dialog statt zwischen den Kindern und den Alten."
Abitur am Kippenberg-Gymnasium
Seit rund 30 Jahren lebt Barbara Sukowa in New York, doch geboren und aufgewachsen ist sie 1950 in Bremen. Erst ging sie in der Neuen Vahr zur Schule, dann in Schwachhausen. Am damaligen Mädchengymnasium "Kippenberg" hat Sukowa ihr Abitur gemacht: "Ich muss sagen, ich bin im Nachhinein sehr glücklich, dass ich in dieser Schule war, besonders auch, dass ich in einem Mädchengymnasium war."
Das gab es nicht, dass da jemand fürchterlich ausgegrenzt wurde.
Barbara Sukowa über ihre positiven Erinnerungen ans Kippenberg-Gymnasium
Ihre amerikanischen Freundinnen staunen, wenn Sukowa davon erzählt, dass es auf ihrer Schule damals kein Mobbing gab: "Das gab es nicht, dass da jemand fürchterlich ausgegrenzt wurde oder dass man sich über den lustig gemacht hat. Das gab es da nicht." Auf dem Schulhof imitierte Barbara Sukowa gerne Lehrerinnen und allererste Schritte auf der Bühne machte sie hier auch: "Im Klassenraum wurde geübt und hinterher vor den Eltern aufgeführt in der Aula."
Neugierig und offen über die Kontinente hinweg
Noch heute hat Barbara Sukowa Kontakt zu einigen Mitschülerinnen aus Bremen. Auch die Liebe zur Musik kam schon in dieser Zeit in ihr Leben. Sie sang im Bremer Kinderchor, später im Jugendchor im Dom – und sogar im Radio Bremen-Kinderchor: "So alle vier Wochen gab es eine Sendung und wir kriegten Lieder, die wir lernen mussten. Und das war wirklich fantastisch. Ich habe wahnsinnig viele Lieder gelernt!"
Die Dinge sind immer irgendwie auf mich zugekommen.
Barbara Sukowa fällt es schwer, Pläne für ihr Leben zu schmieden
Barbara Sukowa ist, seit sie Bremen verlassen hat, immer neugierig und offen ihren Weg durchs Leben gegangen. In einem Austauschjahr in den USA entdeckte sie ihre Liebe zur Bühne, lernte für die Aufnahmeprüfung an der Schaulspielschule noch im Rhododendronpark und wechselte schließlich Städte und sogar Kontinente: "Ich hatte keine Angst davor. Ich wollte das gerne machen." Rückblickend sagt sie, dass sie eigentlich wenig Pläne für ihr Leben hatte: "Es ist sehr seltsam, die Dinge sind immer irgendwie auf mich zugekommen, sind an mich herangetragen worden. (...) Ich habe dann etwas daraus gemacht, okay. Das will ich zugeben. Ich habe mich dann sehr damit beschäftigt und versucht, etwas daraus zu machen. Aber der Anstoß kam eigentlich immer von außen".
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 5. September 2023, 18:05 Uhr