Auf der Bühne Don Quixote als feministische Kämpferin am Theater Bremen
Standdatum: 18. März 2024.
Der spanische Klassiker "Don Quijote de la Mancha" von Miguel de Cervantes ist einer der bekanntesten Romane der Weltliteratur. Und entsprechend beliebt auch auf der Bühne. Das Theater Bremen hat sich bei seiner Bühnenfassung "Don Quixote" nicht nur am Original von de Cervantes orientiert, sondern vor allem an einer "Don Quixote"-Version der US-amerikanischen Punk-Autorin Kathy Acker von 1986.
Worum geht es in den beiden Vorlagen?
In Miguel de Cervantes Roman von 1605 geht es bekanntermaßen um den Junker Don Quijote, Träumer und Idealist, der zu viele Ritterromane gelesen hat und selbst Ritter werden will, als die Spezies schon ausgestorben ist. Begleitet wird er von seinem pragmatischen Knappen Sancho Panza. Kathy Acker macht "Don Quixote" 1986 dann zu einer Frau, die sich nach einer Abtreibung auf die Suche nach Liebe begibt. Und sich dabei durch die patriarchale und kapitalistische Welt kämpft. Diese feministische Rittersfrau durchlebt andere Abenteuer als bei Cervantes. Auch die Figuren mutieren. Sancho Panza wird bei Acker sogar zum Hund.
Die drei Darstellenden assoziieren sich durch das Leben, Lieben und Sterben von Don Quijote. Mal befragen sie das Publikum, mal werden abstrakte Thesen oder Zitate über das Wesen der Liebe deklamiert, mal kommt viel Bewegung auf die Bühne, wenn sich etwa Akteure in apportierende Hunde verwandeln oder in galoppierende Pferde. Es gibt anarchische, absurde Momente, aber auch berührende. Denn die weibliche Don Quixote zeigt sich verletzlich bei aller Entschlossenheit zum Kampf.
Was gab es zu sehen?
Zunächst agieren die Schauspielenden vor einer großen Wand, auf die Kapitelüberschriften projiziert werden. Irgendwann kippt die Wand nach vorn und macht dabei ordentlich Wind. Auf dem Bühnenboden wird sie zu einem knallroten Podest. Dahinter zeigt sich eine schiefe Ebene aus Gitterrosten. Das wirkt alles hart, feindselig und kalt. Passend dazu sind die einzigen Requisiten Eisblöcke in Form von Grabsteinen. Ab und zu steigt Nebel auf und am Ende regnet es auf die sterbende Don Quixote. Die Kostüme dagegen sind leicht, teilweise transparent und betonen die Verletzlichkeit der Menschen, die sich seelisch entblößen und am Ende auch körperlich.
Was sagt unsere Kritikerin?
Wenn man sich auf diesen assoziativen, experimentellen Theaterstil einlassen mag, bietet die Inszenierung von Caroline Anne Kapp durchaus Anregungen zum ewigen Thema Liebe. Schade, dass die originelle Wendung zum Publikum vom Anfang nur noch einmal kurz aufgegriffen wurde und sich am Schluss schon verläppert hatte. Den drei Schauspielenden habe ich richtig gern bei ihrer Suche nach dem Wesen der Liebe zugesehen. Vor allem der ausdrucksstarken Shirin Eissa gelingt es immer wieder, auch thesenhaftes Theater mit Spielfreude und ironischen Brüchen nahezubringen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Vormittag, 16. März 2024, 09:50 Uhr