Auf der Bühne Premiere: "Vor Sonnenaufgang" als moderne Version am Theater Bremen
Standdatum: 23. April 2024.
"Vor Sonnenaufgang" ist angelehnt an den Klassiker von Gerhart Hauptmann aus dem Jahr 1889. Der österreichische Dramatiker Ewald Palmetshofer hat das Stück neu interpretiert. Nur die Grundkonstellation ist geblieben. Klaus Schumacher hat es für das Theater Bremen inszeniert.
Worum geht es?
Es geht um eine gut situierte Unternehmer-Familie. Die Eltern haben den erfolgreichen Betrieb an den Schwiegersohn Thomas übergeben. Sie haben zwei Töchter, eine ist hochschwanger und eben die Frau von Thomas. Da kommt ein alter Studienfreund des Schwiegersohns zu Besuch. Und durch diesen Anstoß von außen brechen die verschiedensten Konflikte zwischen den Figuren auf, Geheimnisse werden enthüllt, Lügen aufgedeckt. Aber es geht nicht nur um dieses familiär-persönliche, sondern — als großes Überthema — um die gesellschaftliche Spaltung und die Gräben zwischen den Menschen.
Der Firmenchef Thomas und sein alter Studienfreund Alfred Loth haben sich in ganz unterschiedliche Richtungen entwickelt. Der eine ist erfolgreicher Unternehmer und politisch immer mehr in den Populismus abgeglitten. Der andere ist Journalist bei einem linken Magazin. Und die beiden stehen für die gesellschaftliche Spaltung.
Was gab es zu sehen?
Eine locker-leichte Inszenierung von Klaus Schumacher und ein wunderbares Bühnenbild von Katrin Plötzky, die schon seit Jahren mit Klaus Schumacher zusammenarbeitet. Wir sehen eine Villa, die gerade groß umgebaut wird. Überall sind meterlange Bauplanen, die Treppe ist nur provisorisch aus Holz und Leitern. Und was man alles schönes mit Bauplanen in einem Bühnenbild anstellen kann, das muss man sich selber anschauen.
Was sagt unsere Kritikerin?
Das siebenköpfige Ensemble ist grandios, alle spielen mit viel Leichtigkeit und Tiefe zugleich. Besonders gut hat mir auch Lieke Hoppe als Helene gefallen, als eine der beiden Töchter. Sie ist in ihrer Rolle die Künstlerin in der Familie, hat auch eine tiefe Traurigkeit in sich und steht vor dem finanziellen Ruin.
Das Stück sollte man sich auf jeden Fall ansehen. Ich bin wirklich sehr begeistert. Das Publikum war es auch, es gab viel Applaus und Jubel für die Schauspielerinnen und Schauspieler und das Regie-Team. Es ist ein wunderbares, sehr heutiges Stück, jeder kann sich da in den Themen und Figuren wiederfinden. Und es ist trotz der schweren Themen ein überraschend luftig-leichter Theaterabend.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Mittag, 20. April 2024, 12:10 Uhr