Die Morgenandacht Du bist eine Königin! Du bist ein König!
Standdatum: 3. Januar 2025.
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Vor Gott sind wir Menschen nicht klein und unbedeutend, ist Heinrich Siefer überzeugt. Er glaubt: Wir alle tragen eine Krone, die uns Gott aufs Haupt gesetzt hat.
Wenn ich in meiner Akademiearbeit als Theologe mit Kursteilnehmern über Gott und den Menschen nachdenke, beginne ich gern mit einem Spiel: Zunächst stellt sich einer auf einen Stuhl und schaut von oben auf die anderen. Frage ich diejenigen, auf die herabgeschaut wird, was sie empfinden, antworten sie oft: "Ich fühle mich klein."
So geht es heute vielen. Sie fühlen sich klein und unbedeutend. In einer Zeit, in der Leistung, Produktivität, Aussehen und Erfolg zählen, ist nur der oben auf, der diesen Anspruch erfüllt. Doch mein Spiel ist noch nicht zu ende. Nach der ersten Übung setze ich dann demjenigen, der sich klein und ohnmächtig fühlte, eine Krone aufs Haupt. Meistens huscht dabei ein leises Lächeln über sein Gesicht. Etwas hat sich verändert. Was? Die Person fühlt sich nicht mehr klein, obwohl doch andere höher stehen. Die Krone bewirkt ein Gefühl von "Ich bin wer! Ein König, eine Königin!"
Was hat das mit Gott und den Menschen zu tun? Vor Gott sind wir Menschen auch nicht klein und unbedeutend. Jeder von uns trägt eine unsichtbare Krone, die uns Gott aufs Haupt gesetzt hat. Wenn im Schöpfungsbericht der Bibel vom Menschen als dem Ebenbild Gottes gesprochen wird, ist nichts Anderes damit gemeint: "Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und er schuf sie als Mann und Frau." (Genesis 2,7) In einer Meditation dazu schreibt der Theologe und Ordensgeistliche Ernesto Cardenal: "Jeder einzelne von uns ist unersetzbar wie ein seltenes Exemplar einer Sammlung. Gott ist ein Künstler, der sich weder wiederholt noch plagiiert. Kein Blättchen gleicht dem anderen, kein Fingerabdruck und auch keine Seele."
Der Mensch ist ein Ebenbild Gottes. Diese auf Ewigkeit hin gültige Zusage tut gut. Gerade heute, wo Menschen ihren Wert oft nur im Vergleich zu anderen definieren. Diese Zusage gilt unabhängig von Hautfarbe, Aussehen, Leistung, Gesundheit und Erfolg. Sie gilt dem Schwerkranken und Gehandicapten in gleicher Weise. Wie wäre es, wenn wir heute in unseren Begegnungen mit anderen Menschen an diese unsichtbare Krone denken?