Die Morgenandacht "Prüft alles und behaltet das Gute!"
Standdatum: 5. Januar 2025.
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Prüft alles und behaltet das Gute. Pastorin Andrea Schneider bedenkt in dieser Woche das kirchliche Jahresmotto aus den Paulusbriefen der Bibel. Alles zu prüfen und das Gute zu behalten, klingt zunächst mal etwas nüchtern. Aber Andrea Schneider entdeckt sehr viele aktuelle Bezüge.
Lieber Apostel Paulus,
der Graben der Geschichte zwischen uns ist breit und tief. Aber ich überspringe ihn einfach mal und schreibe dir zur Jahreslosung 2025, zu dem Motto, das Christinnen und Christen in diesem Jahr begleiten soll: "Prüft alles und behaltet das Gute!"
Es stammt ja von dir, aus dem Brief, den du im Jahr 50 oder 51 an die Christen in Thessalonich geschrieben hast. Der Brief zeigt deine tiefe Verbundenheit mit dieser quirlig-bunten jungen Gemeinde. Du machst den Leuten Mut, dran zu bleiben am Christus-Glauben, trotz aller Anfeindungen aus ihrem religiös und kulturell so anders geprägten Umfeld. Nicht so einfach. Ihr gingt ja davon aus, dass Christus der Weltenherrscher sehr bald wieder erscheinen würde auf der Erde. Und du beschreibst eine Art "Fahrplan", wie er dann die Gläubigen, auch die bereits gestorbenen, zu sich holen würde. Das wirkt befremdlich auf mich. Und bis jetzt ist deine Prophezeiung ja auch nicht eingetreten.
Für Christinnen und Christen heute ist die Frage nach der sogenannten Wiederkunft Christi nicht so drängend wie für euch damals.
Aber unsere von globalen Krisen und Katastrophen und grauenhaften Kriegen erschütterte Zeit legt vielen Menschen schon den Gedanken nahe, dass wir in einer "letzen Zeit" leben, die unser Leben auf der Erde apokalyptisch bedroht. In einer Art Zeitenwende. Was ist da Auftrag der Kirche? Wie kann man Christsein überzeugend leben in einer unchristlichen Umwelt? Du schreibst, dass die Glaubenden nicht passiv abwarten sollen, bis die End-Zeit endlich endet. Sie sollen sich nicht aus der Welt zurückziehen in eine fromme Blase, sondern mitten in der Welt leben: "wachsam und nüchtern". Da ist dann dieses Prüfen dran, zu dem die Jahreslosung auffordert. Und genau das ist so wichtig, auch heute: Sich nicht einlulleln oder verrückt machen lassen von Horror-Szenarien, Fake-News und Populisten. Sondern sich kritisch und solidarisch einbringen in die Gesellschaft.
Und du schreibst: Christen sollen "heilig" sein. Das klingt irgendwie abgrenzend und weltfremd. Könnte aber einen Lebensstil meinen, der attraktiv ist und wichtig, weil er eben nicht ins übliche egoistische Schema passt, sondern Gutes will – auch für andere. Am Ende deines Briefes gibt es viele bekannte Ermahnungen: Frieden miteinander halten. Ängstliche ermutigen. Schwachen helfen. Geduld haben. Dankbar sein. Und so weiter. Aber dann auch diesen Satz, der nur hier steht im Neuen Testament: "Prüft alles und behaltet das Gute!" Das finde ich echt spannend: Das Bekannte und Gewohnte in Frage stellen. Sich jenseits der eigenen Überzeugung und Erfahrung umgucken nach dem,
was sinnvoll sein könnte. Sich dabei inspirieren lassen von Gott. Und auch Verwunderliches, Verrücktes, Visionäres nicht ab-schätzig hinaus-prüfen, sondern wert-schätzend hinein-prüfen. "Prüft alles und behaltet das Gute!" Eine sinnvolle Aufgabe in der Zeitenwende.
Nicht nur für die Christen in Thessalonich vor fast 2000 Jahren. Auch für uns heute. Danke, Paulus, für dieses Jahres-Motto!