Die Morgenandacht Ostern ist das neue Silvester

Fabienne Torst
Fabienne Torst

Die Morgenandacht Ostern ist das neue Silvester

Im Buch Kohelet aus der Bibel steht, dass es eine Zeit zum Arbeiten und eine Zeit zum Ruhen gibt. Daran erinnert Jugendreferentin Fabienne Torst.

Bild: Katholischer Gemeindeverband Bremen

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Im Buch Kohelet aus der Bibel steht, dass es eine Zeit zum Arbeiten und eine Zeit zum Ruhen gibt. Daran erinnert Jugendreferentin Fabienne Torst.

Das Jahr 2024 begann für mich an Ostern. Zwar habe ich keine Raketen steigen lassen, aber man könnte sagen, dass ich am Ostersonntag Silvester gefeiert habe. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch in der Reha. Aber meine Zeit neigte sich dem Ende zu. Bei dem Gedanken daran hatte ich gemischte Gefühle. Denn die Zeit in der Klinik war für mich wie sieben Wochen Wellnessurlaub. Sieben Wochen, in denen ich mich nur um mich selbst kümmern und keinerlei Verantwortung tragen musste. Ich musste weder mein Bad, noch mein Zimmer selber putzen. Sogar das Bett wurde für mich gemacht. Ich musste nicht kochen. Mich nicht darum kümmern, was morgen wäre. Denn jede Woche bekam ich einen Plan mit meinen Terminen und Anwendungen in die Hand gedrückt. Ich musste mir lediglich überlegen, was ich mit meiner freien Zeit anfangen wolle. Luxus pur.

Natürlich sind mir die ersten Wochen in Bischofsgrün nicht leicht gefallen. Für jemanden, der sonst immer von einem Termin zum nächsten hetzt, der manchmal besser weiß, was in der über- statt der nächsten Woche ansteht, ist es mitunter schwer, von jetzt auf gleich gar nichts mehr zu planen. Mein Leben war und ist durchgetaktet. In der Reha war das anders. Mit der Zeit habe ich es genossen, dort das genaue Gegenteil meines Alltages zu erleben. Es war, als hätte jemand auf den großen roten Knopf gedrückt, der alles zum Stillstehen bringt. Ich war frei. Frei von dem Druck und den Erwartungen. Daher verwundert es wohl nicht, dass für mich das neue Jahr eigentlich erst mit der Reha, besser gesagt an Ostern, begann.

Vielleicht sollten wir immer Silvester in dieser Zeit feiern. Zusammen mit der Auferstehung. Denn tatsächlich war es für mich, als wäre ich dort, in Bischofsgrün, auferstanden. Natürlich nicht von den Toten, das wäre schräg. Aber dennoch: Ostern war für mich in diesem Jahr ein Neuanfang. Alles war, alles ist möglich. Obwohl mein altes Selbst nicht einfach verschwand, war es, als wäre ich ein neuer Mensch.

Ich frage mich, ob es sich so anfühlt. Die Auferstehung meine ich. Als wäre man ein neuer Mensch? Dass alles, was kommen mag, einem nichts mehr anhaben kann? Man kann einfach sein, ohne Sorgen? Ohne „ich muss“ und „ich sollte“? Eine schöne Vorstellung. Vielleicht sollte ich versuchen, diese schon hier und jetzt umzusetzen. Vielleicht kann ich die gewonnene Energie nutzen, um mein Leben so zu gestalten, wie ich es für richtig halte. Mir Gutes gönnen. Mir Pausen einräumen. Mir dessen bewusst sein, dass es für alles im Leben eine Zeit gibt. Nicht nur für das eine. Ganz im Sinne der Worte des Predigers Kohelet möchte ich mir zukünftig dessen gewahr sein, dass es eine Zeit zum Arbeiten und eine Zeit zum Ruhen gibt. Eine Zeit für andere und eine Zeit für mich. Eine Zeit für "ich sollte" und eine Zeit für "ich möchte"! 

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