Die Morgenandacht Im Angesicht des Feindes

Frauke Löffler
Frauke Löffler

Die Morgenandacht Im Angesicht des Feindes

Der Herr ist mein Hirte. Der 23. Psalm ist vielen Menschen sehr vertraut. Pastorin Frauke Löffler denkt in dieser Woche über einzelne Verse daraus nach. Heute: Im Angesicht des Feindes.

Bild: Bremische Evangelische Kirche

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Der Herr ist mein Hirte. Der 23. Psalm ist vielen Menschen sehr vertraut. Pastorin Frauke Löffler denkt in dieser Woche über einzelne Verse daraus nach. Heute: Im Angesicht des Feindes.

Der Herr ist mein Hirte. Er bereitet vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.Es ist einer dieser nebeligen und grauen Tage. Die Sonne schafft es nicht, sich durch die Wolken zu schieben. Langsam, Schritt für Schritt, kommt die Frau am Rollator den Weg hinunter. Sie hat ihren Mann im Pflegeheim besucht. Dort ist er seit ein paar Tagen, nachdem er mehrere Wochen im Krankenhaus war. Sie selbst wohnt noch zu Hause, nicht weit weg.

Wir kennen uns aus der Nachbarschaft, sind uns schon oft begegnet. Man weiß voneinander. Und ich weiß auch, dass sie gerade Abschied von ihrem Mann nehmen muss. Wenn nicht noch ein Wunder passiert, dann wird er bald sterben. Die Kraft ist aufgebraucht.

Ich bleibe bei ihr stehen und frage sie, wie es ihr und ihrem Mann geht. Sie lächelt freundlich. "Ach, es wird immer weniger mit ihm! Aber die Mitarbeiter dort sind so nett. Die kümmern sich so liebevoll um ihn und passen auf ihn auf. Gestern habe ich mal für alle Kuchen mitgebracht, da haben sie sich gefreut. Den hatte ich morgens besorgt. Meine Nachbarin war mit mir einkaufen. Das ist so toll, dass sie mit mir fährt. Da lachen wir auch mal zusammen. Das tut gut. Wenn ich sie nicht hätte. Und gleich gibt’s noch einen Teller Suppe für mich. Frau Schmidt von gegenüber hat mir vorhin einen Topf mit Suppe vorbei gebracht. Damit ich was zum Essen habe. Ich koch ja gerade nicht so gern. Ist das nicht nett?" Ich stimme ihr zu und bin gerührt, wie sehr sie sich an den Menschen freut, die für sie da sind. Sie hätte jeden Grund zu klagen. Und sicher gibt es auch Momente, in denen sie das tut. Aber gerade hält sie sich an der Freude fest, wie an einem Geländer.

Im 23. Psalm erzählen die Beter davon, wie Gott sie begleitet durch Höhen und Tiefen ihres Lebens. Und auch sie halten sich fest an dem Guten, das sie erleben in all dem Schweren. "Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde", heißt es da. Die Feinde sind da. Das Schwere auch. Aber da ist auch der gedeckte Tisch, vielleicht mit Brot und Wein, bestimmt aber auch Suppe, Fürsorge und gemeinsamen Lachen. Und das gibt Halt auch auf steinigem Weg und sättigt nicht nur den Magen sondern auch die Seele.

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  • Frauke Löffler

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