Im Porträt Walter Israel – der zuverlässige Fahrer aus Bassum

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Bassumer Mann sitzt im Bürgerbus und fährt
Walter Israel fährt ehrenamtlich den Bürgerbus in Niedersachsen. So können Menschen auch abseits der Buslinien Termine wahrnehmen. Bild: Radio Bremen / Lieselotte Scheewe

Walter Israel fährt im Landkreis Diepholz ehrenamtlich am Tag im Schnitt 30 bis 40 Fahrgäste mit dem Bürgerbus. Rund 350 Bürgerbusse gibt es in ganz Deutschland, 50 davon in Niedersachsen, so die "Bürgerinitiative Pro Bürgerbus".

Ein Mann aus Bassum steht an einem Bürgerbus

Walter Israel aus Bassum fährt den Bürgerbus im Landkreis Diepholz

Mindestens vier Mal im Monat, manchmal auch öfter, fährt der Bassumer Rentner Walter Israel ehrenamtlich mit dem Bürgerbus durch die kleinen Orte in der Nähe von Bassum. Seit 13 Jahren bringt er die Fahrgäste, die auf dem Land wohnen, zum Einkaufen, zum Bahnhof oder zum Arzt.

Bild: Radio Bremen / Lieselotte Scheewe

Es rattert und scheppert und Walter Israel grinst. „Hier fährt natürlich kein Linienbus, deshalb ist das unsere Strecke hier“, sagt er und lenkt einen Kleinbus durch die Straßen von Neubruchhausen im Landkreis Diepholz.

„Das ist der Hof da vorne, stellen Sie sich mal vor, wie soll die wo hinkommen?“

Walter Israel über die Nahverkehrsversorgung auf dem Land

Jeden Freitagnachmittag fährt der 76-Jährige den Bürgerbus und sorgt damit dafür, dass die ländliche Region nicht vom Nahverkehr abgeschnitten ist. „Das ist der Hof da vorne, stellen Sie sich mal vor, wie soll die wo hinkommen?“, ruft er durch das Klappergeräusch. Auf dem Hof, der etwas abgelegen von der Hauptstraße liegt, wohnt eine ältere Dame, die häufig mit dem Bürgerbus zum Einkaufen fährt. „Anders als mit Fahrrad oder Auto kann man von da nicht wegkommen. Aber da sie beides nicht hat, fährt sie mit uns immer“, erzählt er. 

Ehrenamt ist eine wichtige und gute Sache

Der Bassumer trägt Hemd, Jeans und eine graue Kurzhaarfrisur. Er ist Rentner. Mindestens viermal im Monat, manchmal auch öfter, fährt er ehrenamtlich mit dem Bürgerbus durch die kleinen Orte rund um Bassum. Er bringt die Menschen, die auf dem Land wohnen, zum Einkaufen, zum Arzt oder zum Bahnhof. Sein langjähriges Engagement empfindet er als etwas Sinnvolles, “und eben halt eine gute Sache und hier auf dem Lande wichtig, weil man an Stellen hinkommt, wo der große Bus nicht hinfahren kann und da sind wir eben ein Lückenfüller.“

„Und jetzt wird’s eng, jetzt muss ich schauen, ob das hier passt, sonst lieg ich gleich im Graben.“

Walter Israel als ihm ein großer Traktor entgegenkommt

Der Bürgerbus fährt zusätzlich zum regulären Nahverkehr. Die Tickets kosten dasselbe wie im normalen Linienbus. Das Besondere: Der Bürgerbus fährt öfter und hält auch an abgelegene Orte. „Und jetzt wird’s eng, jetzt muss ich schauen, ob das hier passt, sonst lieg ich gleich im Graben“, sagt er lässig, während sich auf dem schmalen Asphaltstreifen neben ihm ein gewaltiger Traktor vorbeischiebt.

Großes Glück für Menschen auf dem Land

Ein Mann aus Bassum steht an einem Bürgerbus
Bild: Radio Bremen / Lieselotte Scheewe

Nicht nur auf den Strecken kennt er sich aus. Auch technisch ist Walter Israel Experte. Denn vor seinem Ruhestand hat der KFZ-Mechaniker und Meister die Modelle repariert. Heute sitzt er aber lieber hinter dem Steuer als unter der Motorhaube und fährt freitags durch grüne Baumalleen und an Äckern und Feldern vorbei.

Eine ältere Dame steigt in den Bus. Erika Siebert fährt schon jahrelang mit dem Bürgerbus mit. Die 82-Jährige muss an diesem Tag zu einer OP ins Krankenhaus nach Bremen - und dafür erst einmal zum Bassumer Bahnhof. Dass der Bürgerbus bei ihr vorbeifährt, ist für sie ein Glück: „Sonst fährt ja keiner. So komme ich wenigstens von A nach B, ne. Es fahren einige, aber die fahren dann wieder andere Strecken“, sagt sie und spricht ein Problem an, das auch Kritiker des Bürgerbusses sehen – der öffentliche Nahverkehr auf dem Land, den der Bürgerbus nicht ersetzen, sondern nur ergänzen kann. „Das ist am Freitag der letzte Bus. Und sonnabends fährt hier keiner. Aber wir haben ja hier unseren Bürgerbus.“

„Die Fahrer sind alle super. Nett, freundlich, lustig, wunderbar.“

Erika Siebert über Walter Israel und seine Kollegen und Kolleginnen

Erika Siebert fährt gern mit dem Bürgerbus, auch wegen des persönlichen Kontakts. „Die Fahrer sind alle super. Nett, freundlich, lustig, wunderbar“, sagt sie. In der Pause auf einem Parkplatz bleibt Zeit für einen kurzen Plausch. Während der Fahrt ist es dafür meist zu laut. Aber auch der kurze Austausch ist viel Wert. Walter Israel kennt die meisten Fahrgäste und die meisten kennen ihn. „Man hilft beim Einsteigen oder wenn irgendwas ist und man redet in der Pause mal kurz zusammen. Es ist eben halt ein bisschen persönlicher. Also das ist schon ganz gut“, erzählt er.

Wertvoller Austausch - Kuchen als Dankeschön

An der nächsten Haltestelle steigt eine junge Mutter mit ihrem kleinen Sohn im Kinderwagen ein. Auch sie nutzt häufig den Bürgerbus. „Ja absolut, jetzt passte das gerade gut, weil ich noch was einkaufen wollte, bevor ich in den Zug muss. Ich find das toll“, sagt die 26-Jährige. Rund 350 Bürgerbusse gibt es in ganz Deutschland, über 50 sind es laut der Initiative „Pro Bürgerbus“ in Niedersachsen. Bei Walter Israel und seinen Kolleginnen und Kollegen fahren am Tag im Schnitt 30-40 Fahrgäste mit. „Wir haben ja sehr viele Ältere, die sind ganz glücklich mit uns, weil wir halt, wir nehmen ein Fahrrad mit, wir nehmen einen Hund mit und ähnliche Sachen, Rollatoren, Elektroscooter.“

Als Dank dafür wird Walter Israel manchmal von seinen Fahrgästen überrascht. „Kuchen gibt’s ab und zu mal, dass irgendjemand ein Stück Kuchen mitbringt oder eine Tüte irgendwelche Bonbons oderso, das gibt’s immer mal. Darüber freut sich der Bassumer, bleibt aber bescheiden: „Man hat was Schönes gemacht und der Bus ist heile und die Leute sind zufrieden.“

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei

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Gesprächszeit mit Nicole Ritterbusch

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