Lieblingsmensch Wie diese 23-Jährige Obdachlosen die schwere Winterzeit erleichtert

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Imke Luhrmann
Imke Luhrmann aus Schwanewede steht regelmäßig mit dem Kältebus beim Bremer Hauptbahnhof. Bild: Radio Bremen/ Liselotte Scheewe

Viele Menschen leben bei diesen kalten Temperaturen draußen auf der Straße. Imke Luhrmann vom Kältebus erzählt, warum sie für diese Menschen jeden Sonntagabend warme Suppe ausschenkt.  

Imke Luhrmann

Imke Luhrmann erleichtert Obdachlosen die kalte Winterzeit

Imke Luhrmann ist 23 Jahre alt und engagiert sich seit fast sechs Jahren beim Kältebus. Die junge Frau engagiert sich für die Menschen, weil sie weiß, dass jeder in Armut und in die Obdachlosigkeit rutschen kann.

Bild: Radio Bremen/ Liselotte Scheewe

Es ist minus zwei Grad an diesem kalten Winterabend. Auf dem Bremer Hauptbahnhof stehen rund 100 Menschen in einer Schlange für eine warme Suppe an. Meike hält schon ein wärmendes Getränk in der Hand. "Ich bin seit ein paar Jahren auf der Straße und die gibt’s so viele Jahre hier und ich find das so geil, dass sie kommen", sagt sie. Sie erinnert sich noch an einen Winter mit viel Schnee. "Da sind die nachts um drei gekommen und haben uns Schlafsäcke, Isomatten, Essen gebracht. Die haben ein Herz die Menschen", sagt Meike. Hinter "die" verbirgt sich das Team vom Kältebus der Johanniter, die jeden Sonntagabend vor dem Bremer Hauptbahnhof stehen. "Darf‘s noch ein Kaffee oder ein Tee sein?", fragt Imke Luhrmann einen jungen Mann in dicker Winterjacke, Rucksack und Turnschuhen.   

Für die Menschen ist es einfach die letzte warme Mahlzeit, bevor sie dann in die kalte Nacht gehen, bevor sie ihre Schlafplätze aufsuchen.

Imke Luhrmann über die Situation vieler Wohnungsloser

Imke Luhrmann ist 23 Jahre alt und steht in der kalten Jahreszeit freiwillig jeden Sonntagabend vor dem Bremer Hauptbahnhof. "Für die Menschen ist es einfach die letzte warme Mahlzeit, bevor sie dann in die kalte Nacht gehen, bevor sie ihre Schlafplätze aufsuchen, bevor sie Platte machen gehen", sagt sie. Für diese Menschen da zu sein, das ist der jungen Frau wichtig. "Wir nehmen uns auch Zeit für Gespräche, versuchen auch beratend tätig sein zu können, soweit wir das können.“

Sie sind die Mitte der Gesellschaft. Und wir müssen uns einfach um diese Menschen kümmern und sie versuchen zu integrieren und nicht wegzuschieben.

Imke Luhrmann

Becher für Becher füllt sie mit Kaffee oder heißem Tee und spricht die Menschen in der Schlange freundlich an. Mit der Beschreibung "am Rande der Gesellschaft" ist sie nicht einverstanden. "Eigentlich sind diese Menschen genau unter uns. Sie sind die Mitte der Gesellschaft. Und wir müssen uns einfach um diese Menschen kümmern und sie versuchen zu integrieren und nicht wegzuschieben", sagt sie.

Imke Luhrmann
Imke Luhrmann schenkt Kaffee, Punsch und Suppe aus. Bild: Radio Bremen/ Liselotte Scheewe

In Bremen gibt es mehrere Einrichtungen, die die Obdachlosen versorgen: der Wärmebus der Inneren Mission, Wärme auf Rädern der Caritas und der Kältebus der Johanniter, dazu mehrere offene Angebote in verschiedenen Stadtteilen. Imke Luhrmann kam durch ein Freiwilliges Soziales Jahr nach dem Abitur zum Kältebus: "Und dann bin ich sozusagen hier hängengeblieben. Es macht mit den Leuten ganz viel Spaß, wir sind ein gutes Team und man spürt ganz viel Dankbarkeit", erzählt sie.

Das kann jedem passieren: schlimme Schicksalsschläge, Todesfälle, Job verloren. Und diese Abwärtsspirale ist dann ja auch immer schnell gegeben.

Imke Luhrmann über das Schicksal vieler Menschen

Seit fast sechs Jahren engagiert sich die junge Frau beim Kältebus, organisiert Essens- und Getränkespenden, belädt den Bus und schenkt Kaffee, Punsch und Suppe aus. Die junge Frau aus Schwanewede engagiert sich für die Menschen, weil sie weiß, dass jeder und jede in die Armut und Obdachlosigkeit rutschen kann. "Bei ganz vielen sind es natürlich auch Alkohol, Drogen, psychische Erkrankungen, die dazu führen. Aber auch das kann jedem passieren: schlimme Schicksalsschläge, Todesfälle, Job verloren. Und diese Abwärtsspirale ist dann ja auch immer schnell gegeben."

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Imke Luhrmann ist seit ihrem Abi beim Kältebus. Bild: Radio Bremen/ Liselotte Scheewe

In ihren sechs Jahren beim Kältebus hat Imke Luhrmann beobachtet, wie sich die Zahl der Hilfebedürftigen verändert hat. 2018 haben sie im Schnitt um die 40-50 Menschen versorgt. "Mittlerweile sprechen wir von 150. Der Bedarf ist auf jeden Fall in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Und was ich finde – immer jüngere Leute", erzählt sie. 2018 waren es überwiegend vor allem ältere Menschen.

Ein offenes Ohr und ein offenes Herz

Neben ihrem Vollzeitjob als Ergotherapeutin rafft sich Imke Luhrmann in der Winterzeit jeden Sonntag auf und fährt aus Schwanewede nach Bremen. Karin Stelljes, die das Projekt Kältebus leitet, bewundert diesen Einsatz: "Sie geht ganz wundervoll mit den Menschen um, macht keine Unterschiede, sondern jeder ist herzlich willkommen. Das zeichnet Imke einfach aus. Ihr fröhliches Wesen und ihre Art, für Menschen, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden, für die hat sie ein offenes Ohr und ein offenes Herz."

Ich bin froh, dass die Leute Essen austeilen und alles, vor allem wo alles so teuer ist. Wer soll das heute noch bezahlen? Wir alten Rentner können‘s nicht.

Erica, Rentnerin aus Bremen Walle

Das schätzt auch Erika, die sich an diesem kalten Winterabend mit ihrem Rollstuhl neben den Kleinbus stellt und ihre Suppe isst. Sie ist Rentnerin und wohnt in Bremen Walle. Jeden Sonntag kommt sie zum Kältebus, um eine warme Mahlzeit zu bekommen. "Ich bin froh, dass die Leute Essen austeilen und alles, vor allem wo alles so teuer ist. Man kann ja nichts kriegen, Kartoffeln sieben Euro, Brot vier Euro. Wer soll das heute noch bezahlen? Wir alten Rentner können‘s nicht", erzählt sie.

Erika kommt aber nicht nur für das kostenlose Essen und einen heißen Tee, sondern auch für ein wenig menschliche Wärme: "Und man kommt mit anderen Menschen zusammen, man redet. Und sonst sitzt man allein zu Hause. Was soll das? Dann bin ich lieber hier bei den Menschen."

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 20. Januar 2024, 13:40 Uhr

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Gesprächszeit mit Nicole Ritterbusch

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