Was macht die Kunst? Die drei Philosophen von Giorgione
Standdatum: 7. Januar 2024.
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Es ist ein rätselhaftes Bild, denn es sind keineswegs einfach die drei Könige zu sehen, die am 6. Januar das Jesuskind besuchen. Stattdessen sehen wir drei Gelehrte. Sie blicken in eine Höhle mit einem rätselhaften Licht. Der älteste Mann mit Bart trägt gelb, er könnte ein Jude sein, in der Hand hält er eine Sternenkarte. Ein Mann mittleren Alters steht selbstbewusst im Zentrum, sein Turban weist ihn als Muslim aus. Schließlich sitzt da ein Jüngling mit Zirkel und Winkelmaß und betrachtet die Höhle. Vielleicht will Giorgione sagen: Der Jüngling, ein naturwissenschaftlich ambitionierter Christ, sieht das göttliche Licht am besten. Daraus leitet sich in dem Gemälde jedoch keine Arroganz ab. Alle Figuren nehmen gleich viel Raum ein, die beiden Älteren wirken sogar ehrwürdiger in ihrem Auftreten. Und ohne die Sternenkarte des Alten wären die drei womöglich nie so weit gekommen. Das Gemälde zeigt: Wir brauchen einander. Kulturen in Reinform gibt es nicht, unterschiedliche Traditionen aber schon. Und das muss nichts Beängstigendes sein.