Was macht die Kunst? Die Sixtinische Madonna von Raffael
Stand: 2. März 2025.
Was macht die Kunst? Die Sixtinische Madonna von Raffael
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Kinder merken, wenn Erwachsene etwas bedrückt, und manchmal fühlen sie sich schuldig, auch wenn sie gar nichts dafür können. Viele Eltern fragen sich, wie können Kinder einfach Kinder sein? Der Renaissancemaler Raffael (1483-1520) macht auf seinem berühmten Gemälde "Sixtinische Madonna" einen Vorschlag.
Ein grüner Vorhang ist zur Seite gezogen und gibt den Blick frei auf ein unwirkliches Geschehen. Die noch jugendliche Maria schwebt auf Wolken, sie trägt das nackte Jesuskind. Beide schauen uns direkt an, der Junge wirkt sehr traurig. Der Grund ist, dass er sein Schicksal, nämlich die Kreuzigung, vorausahnt. Das kontrastiert Raffael mit den wohl berühmtesten Engeln der Kunstgeschichte: Zwei kleine Jungen mit Flügeln lehnen am unteren Bildrand und schauen versonnen, verträumt in die Luft. Raffael liebte es, Kleinkinder zu malen, und hier zeigt er sie in ganz verschiedenen Verfassungen.
Raffaels Engel sehen wie natürliche, unbeschwerte Kinder aus. Das Jesuskind ist das genaue Gegenteil: Es schaut ernst und sorgenvoll, denn Jesus hatte nicht nur die Verantwortung für die Mutter und den Stiefvater, sondern gleich für die ganze Menschheit. Heutige Psychologen würden vielleicht sagen: ein Extremfall der Parentifizierung, also des Rollentausches. Kinder übernehmen die Verantwortung, die Erwachsene nicht tragen.
Bei aller tiefen Religiosität zeigt Raffael auf, dass Kindheit auch unbeschwerter sein kann. Das ist eine tiefe Sehnsucht bis heute. Deswegen lieben alle gerade diese beiden Engel, sie wurden zu Ikonen des Merchandise.