Was macht die Kunst? Der Hofnarr von Diego Velázquez
Stand: 16. Februar 2025.
Was macht die Kunst? Der Hofnarr von Diego Velázquez
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Wir sehen einen Mann namens Don Sebastián de Morra. Er sitzt in einem erdigen, undefinierten Raum auf dem Boden und schaut die Betrachter traurig und ernst an. Er ist kleinwüchsig, ein Maßschneider hat ihn eingekleidet mit eleganter roter Weste über einer Rüschenbluse und grünen Jacke. De Morra gehörte zum spanischen Hofstaat, der eine Gruppe von Kleinwüchsigen und sogenannten Narren beschäftigte. Diese waren zumeist psychisch kranke Menschen, die ihre Worte weniger kontrollierten als andere. Sie dienten als Entertainer bei Hof und sollten Farbe in das hierarchische System hineinbringen. Im Hofzeremoniell war ja sogar festgelegt, welcher Diener dem König die Brotkrumen vom Gewand wedeln durfte.
Die sogenannten Narren trugen manchmal Ehrentitel wie eben "Don", einige hatten sogar Diener. Aber sie wurden nicht für voll genommen wegen ihrer körperlichen oder mentalen Eigenheiten. Sie waren da, um sich anschauen und auslachen zu lassen. Velázquez, selbst Hofangestellter, hatte einen intuitiven Gerechtigkeitssinn und betrachtete diese Menschen als vielschichtige Persönlichkeiten, die Trauer, Wut, Angst empfinden. Er macht sich ausdrücklich nicht über sie lustig, sondern würdigt sie. Deshalb porträtiert er sie einzeln.
Wer heute andere abwertend als "Hofnarren" bezeichnet, wählt damit ausgerechnet eine Bezeichnung, die sich früher auf physische oder mentale Merkmale bezog. An den Höfen der alten Zeit waren außer Narren und Kleinwüchsigen oft auch schwarze Kinder engagiert, weil man sie wegen ihrer Hautfarbe kurios fand. Das schwingt bei dem Vergleich mit, auch wenn die historischen Narren selbst meist nicht schwarz waren.