Was macht die Kunst? Manuel Osorio Manrique de Zuñiga von Goya
Standdatum: 22. Juni 2024.
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Lange galten Kinder als kleine Erwachsene. Dass sie eine andere Erlebniswelt haben als die Großen und andere Bedürfnisse, wurde nicht gesehen. Es waren oft Künstler, die darauf aufmerksam machten. In der Renaissance etwa zeichnen und malen Raffael und Leonardo da Vinci Jesus und Johannes als neugierige Kinder, die unter dem Schutz ihrer Mütter selbstbewusst die Welt erkunden. In der Umbruchphase rund um die Französische Revolution thematisiert der Spanier Francisco de Goya dann auch die Einsamkeit und das Unglück von Kindern. Damals, in der Zeit der Aufklärung, wuchs das Bewusstsein dafür, dass Kinder Rechte haben und nicht einfach Ableger ihrer Eltern sind.
Goya malte um 1788 einen Jungen im Vorschulalter, "Manuel Osorio Manrique de Zuñiga". Das Gemälde hängt heute in New York im Metropolitan Museum. Es handelt von der heiklen Balance zwischen Freiheit und Sicherheit. Manuel ist der Sohn eines Grafen; er trägt bei Goya einen ordentlichen Pagenkopf mit Pony, einen glänzenden roten Anzug, Seidenschuhe und einen weißen Rüschenkragen. Er steht alleine und ein bisschen verloren und traurig in einem undefinierten Raum.
Manuel hat seine Haustiere mitgebracht: Drei Katzen begleiten ihn und starren gierig auf eine gezähmte Elster, die der Junge an einer Schnur spazieren führt. Sie werden nicht zubeißen, solange der Vogel unter dem Schutz des Jungen steht. Das Kind beschützt die Elster, so wie es selbst auch von seinen Eltern beschützt wird. Der Preis von soviel Sicherheit aber ist die Langeweile. Das zeigt ein Vogelkäfig neben dem Jungen, in ihm leben drei Stieglitze. Sie gehören eigentlich in Freiheit. Und auch Manuel schaut so traumverloren ins Nichts, als sehne er sich nach mehr Spielraum und Aktion. Mit den weißen Schühchen kann er ja schlecht in eine Pfütze springen.
Gegen die kindliche Langeweile helfen heute Handys nicht, wenn Kinder damit ganz alleine gelassen werden. Eltern und Lehrerinnen sind herausgefordert, Heranwachsende gut zu unterstützen, ohne sie entweder zu sehr in ihrer Entwicklung einzuengen oder aber einfach sich selbst zu überlassen