Was macht die Kunst? Am Strand von Max Liebermann

Max Liebermann, Am Strand von Noordwijk, 1908, Kunsthalle Karlsruhe
Max Liebermanns Gemälde "Am Strand von Noordwijk" von 1908 ist in der Kunsthalle Karlsruhe zu sehen.

Was macht die Kunst? Am Strand von Max Liebermann

Overtourism ist ein Problem an vielen europäischen Urlaubsorten. In Mallorca kam es deshalb diesen Sommer zu zahlreichen Protesten. Und dennoch treibt es uns immer wieder an den Strand. So ging es den Menschen bereits vor hundert Jahren. Das zeigt ein Strandgemälde des Berliner Impressionisten Max Liebermann von 1908, das in Karlsruhe hängt. Über die Urlaubssehnsucht heute und damals spricht die Bremen Zwei-Kolumnistin Kia Vahland.

Bild: Kunsthalle Karlsruhe

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Max Liebermann, Am Strand von Noordwijk, 1908, Kunsthalle Karlsruhe
Max Liebermanns Gemälde "Am Strand von Noordwijk" von 1908 ist in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe zu sehen. Bild: Kunsthalle Karlsruhe

Viele Regionen in Europa klagen über Overtourism, eine Überforderung durch Touristen also. Auf Mallorca kam es sogar zu großen Demonstrationen dagegen. Bereits vor 100 Jahren zog es die Menschen an den Strand. Das zeigt ein Gemälde von Max Liebermann.

Der Impressionist Max Liebermann gehört zu den großen deutschen Malern der Moderne. Sein Gespür für Momente und für die Aufs und Abs des bürgerlichen Lebens ist bis heute eindrucksvoll. Sein Bild "Am Strand von Noordwijk" zeigt Wind und Wetter, Strandburgen im Sand, Urlauber, die auf das Meer blicken und mit dieser dynamischen Strandlandschaft beinahe verschmelzen. Liebermanns dicke, erdige Pinselstriche verbinden die Figuren mit ihrer Umwelt. Ihre Gesichter zeigt Liebermann nicht, ihre Gemütszustände schon: Sie sind am Ziel ihrer jährlichen Sehnsucht angelangt, in ihren Strandkörben am Meer, das selbst unter einem so grauen Himmel noch etwas Entspannendes, Befreiendes hat. Es kommt hier nicht auf Status, etwa auf schicke Kleidung, an.

Die Jahre vor dem Ersten Weltkrieg, als Max Liebermann seine Strandbilder an der niederländischen Küste malte, waren die große Zeit der Bade- und Kurorte an den Küsten. Erst im 19. Jahrhundert hatte das Bürgertum die Strände für sich entdeckt. In der Vormoderne hielten sich hier dagegen noch vor allem Fischer auf, das Meer galt nicht als erholsam, sondern als gefährlich. Liebermann nun malt das Meer auch nicht naiv als lieblichen Ort, er führt vor Augen, wie rau und windig so ein Strandtag auch sein kann bei allem Genuss. Sogar die niederländische Flagge auf einer Sandburg hat der Wind verweht, sie hängt verkehrt herum. Als Impressionist ist Liebermann geübt darin, einen einzelnen Moment mit dem schnellen Pinsel festzuhalten, in all seinen Widersprüchen.

Autor/Autorin

  • Kia Vahland

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