Was macht die Kunst? Traum der Heiligen Drei Könige von Gislebertus
Standdatum: 5. Januar 2025.
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Das mittelalterliche Relief aus dem burgundischen Autun zeigt die drei Weisen, auch die Heiligen Drei Könige genannt. Der unbekannte Bildhauer aus dem Umfeld des romanischen Künstlers Gislebertus war beteiligt an der Ausstattung der Kathedrale. Ein Säulenschmuck zeigt die drei Könige im Bett, unter einer gemeinsamen, kostbar bestickten Bettdecke. Ihre bekrönten Häupter ruhen auf einem üppigen Kopfkissen. Einer hat seinen nackten Arm ausgestreckt. Der Engel Gabriel tippt ihn ganz sachte an den Ringfinger, um ihn auf den Stern von Bethlehem aufmerksam zu machen. Der König öffnet daraufhin die Augen; die anderen schlafen noch ein bisschen. Es ist ein sehr friedliches Bild.
Der Engel mahnt die drei Weisen im Traum, schnell aufzubrechen und dem Stern zu folgen, weil Herodes das Jesuskind schon bedroht. Der romanische Bildhauer interessiert sich für den kurzen Moment zwischen Traum und Wachsein, wenn man nicht genau weiß, in welcher der beiden Welten man sich gerade befindet. Wir betrachten Träume heute als Verarbeitung von Ereignissen unseres Lebens. Früher aber verbanden die Menschen mit Träumen größere Visionen. Der Engel erscheint den Königen im Traum, also werden sie losziehen und Heilsgeschichte schreiben. Schlafen und handeln, das geht hier beides.
Schlaf ist eine Frage der Kultur. Heute schlafen viele Menschen zu wenig. Schlaf gilt nur noch als etwas, was man eben tun muss, und kaum als eine sehr wichtige Kraftquelle, als Impulsgeber. Vielleicht hat das damit zu tun, dass wir dem Imaginären oft misstrauen. Die Kunst kann uns mit unserer Vorstellungskraft und auch den Träumen wieder in Verbindung bringen.