Was macht die Kunst? Weihnachten – bei Tintoretto ein Fest für alle
Standdatum: 24. Dezember 2023.
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Lange wurde Weihnachten vor allem als kirchlicher Feiertag begangen. In vielen alten Bildern von der Geburt Jesu sieht man, was für ein wichtiges gemeinschaftsstiftendes Ereignis das war. Der venezianische Künstler Tintoretto hat im 16. Jahrhundert genau das gemalt: ein Fest für alle. Seine "Anbetung der Hirten" ist heute noch am ursprünglichen Ort zu sehen, dem Haus der Laienbruderschaft von San Rocco in Venedig. Was ist zu sehen?
Tintorettos Weihnachtsfest kreist um das Versorgen, die Care-Arbeit sozusagen, um die Großzügigkeit auch unter Fremden. Das Bild ist in warmen einladenden Erdtönen gehalten. Der Stall hat zwei Stockwerke, damit alle Platz finden. Eine junge Frau bietet Maria und dem Kind eine Speise, sie offenbart auch ihre nackte Brust – was nicht erotisch gemeint ist, sondern das Nährende betont. Bauern geben der Familie frische Hühnereier, zwei Hirten beten und laden uns als Betrachter ein mitzumachen. Es ist großes Fest der einfachen Leute, in einem Stall, durch dessen kaputtes Dach ein paar Engel zuschauen.
Im Gegensatz zu heute feiern die Menschen bei Tintoretto Weihnachten mit wenig Geld, aber dafür mit viel Neugier und Gemeinschaftssinn. Das Gemälde zeigt: Für ein schönes Fest braucht es eigentlich nicht viel mehr als geteilte Speisen und gute Gesellschaft.